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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

wer sich als Nicht-Bayer zur Oktoberfestzeit durch

München bewegt, wird Zeuge eines außergewöhnlichen

Spektakels: Generationsübergreifend machen sich die

Münchner für den Wies’s-Ausflug fein, und selbst Jugend-

liche, die andernorts eher mit Schlabberjeans und

Baseball-Cap unterwegs wären, tragen wie selbstver-

ständlich Lederhose, Strickjacke und Dirndl.

Traditionsbewusstsein ist en vogue in der bayrischen

Hauptstadt. Auch in der Architektur, wie uns unter ande-

rem das jüngst fertiggestellte, nach den Prinzipien des

New Urbanism geplante Großprojekt „Lenbach-Gärten“

zeigt. Anders herum haben es experimentelle Neubauten

(mit der großen Ausnahme der BMW-Welt von Coop

Himmelb(l)au) in der Stadt erfahrungsgemäß schwer.

München widersetzt sich konsequent der Globalisierung

seines Stadtbilds. Das letzte „Opfer“ dieser Haltung war

die Werkbundsiedlung Wiesenfeld des Japaners Kazunari

Sakamoto. Offiziell fiel sie im Stadtrat aufgrund ökologi-

scher und sozialer Mängel durch. Gerhard Matzig, der

Feuilletonchef der Süddeutschen Zeitung, nahm das Aus

dennoch zum Anlass, um gegen die Stadtpolitiker zu wet-

tern: „Die Münchner sehen ihre Stadt als Vorbild, in dem

alles zu bleiben hat, wie es ist.“ München, so Matzig,

neige zur Kulissenschieberei wie keine andere Stadt.

„Es ist die Hauptstadt der Behauptung.“

An dieser Stelle sei Matzig widersprochen: In München

entsteht durchaus neue Architektur, auch innerhalb der

von den Traditionalisten gesteckten Rahmenbedingungen.

Dass beispielsweise beim Museum Brandhorst der (bis

auf seine Farbgebung) eher zurückhaltende Entwurf von

Sauerbruch Hutton zum Zuge kam und nicht die

Großskulptur von Zaha Hadid (ebenfalls einer Finalistin

des Wettbewerbs), wird man kaum als rückwärtsgewand-

te Entscheidung bezeichnen können. Die Verantwort-

lichen hatten vielmehr keine Lust, nach der Pinakothek

der Moderne ein weiteres architektonisches Millionen-

grab zu schaufeln. Und auch das Jüdische Zentrum von

Wandel Hoefer Lorch Architekten kommt städtebaulich

eher brav daher, besticht jedoch durch subtile räumliche

Bezüge und wohlüberlegte Details – von der einzigartigen

Lichtatmosphäre im Betsaal der Synagoge ganz zu

schweigen. Das gesamte Zentrum ist eine ruhige und

dennoch (von Menschen) belebte Oase in der Stadt, in

der sich Einheimische und Touristen wohlfühlen.

Die Liste exzellenter Neubauten ließe sich nahtlos fortset-

zen, etwa mit dem Dominikuszentrum im neuen Stadtteil

Nordheide von meck architekten. Besser jedoch ist es,

wenn Sie sich selbst ein Bild machen. Gelegenheit hierzu

haben Sie auf den folgenden Seiten – und vielleicht schon

beim Besuch der Messe BAU im Januar vor Ort?

EDITORIAL

Martin J. Hörmann, Thomas J. Hörmann und Christoph Hörmann

Persönlich haftende Gesellschafter

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Thomas J. Hörmann

Christoph Hörmann

Martin J. Hörmann