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Im Frühjahr dieses Jahres ist es endlich so weit: Die

Sammlung Brandhorst im Museumsareal wird eröffnet

und mit ihr ein neuer Ort der Kunst in München eingeweiht.

Neugierige konnten sich jedoch bereits im vergangenen

Herbst anlässlich der Langen Nacht der Museen einen

Eindruck von dem Gebäude der Berliner Architekten

Sauerbruch Hutton verschaffen. Weiße (damals noch kunst-

freie), bis zu neun Meter hohe Wände und massiver

Dielenboden aus dänischer Eiche erzeugten beim Besucher

einen Aha-Effekt. Denn von außen ist die Hülle „kunterbunt“:

Insgesamt 36 000 Keramikstäbe in 21 Farben bilden die

Fassade des aus einem rechtwinkligen Lang- und einem tra-

pezförmigen Kopfbau zusammengesetzten Volumens. Ein

umlaufendes Glasband ist das verbindende Element zweier

Farbkörper, eines dunklen für die Basisgeschosse und eines

hellen für den Trapezbau und den oberen Gebäudeteil. Je

nach Blickwinkel und Distanz ändert sich ihr Erscheinungs-

bild. Von Weitem verbinden sich die einzelnen Farben zu

einem einheitlichen Ton, der das Gebäude als Körper und

die Hülle flächig erscheinen lässt. Beim Näherschreiten

offenbart sich die wahre Beschaffenheit der scheinbar

homogenen Fläche: Die Farben und die einzelnen Stäbe, ja

selbst der Hintergrund, der aus einem zweifarbigen, horizon-

tal gefalteten Blech besteht und der die Geräusche der Um-

gebung absorbiert, werden als einzelne Elemente sichtbar.

Das farbenfrohe Spiel steht laut Architekten im Einklang mit

dem Polychromatismus der Hausfassaden des angrenzen-

den Viertels Maxvorstadt. Außerdem sollte das Gebäude

„als abstraktes Gemälde“ der im Museum ausgestellten,

vorwiegend zeitgenössischen Kunst Referenz erweisen.

Pablo Picasso und Joan Miró als Vertreter der ersten Hälfte

des 20. Jahrhunderts, aber auch Protagonisten der Pop Art

wie Andy Warhol oder Künstler wie Georg Baselitz sind in

der von Udo und Anette Brandhorst ins Leben gerufenen

Sammlung vertreten. Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist

dem amerikanischen Künstler Cy Twombly gewidmet. Als

einziger Ausstellungsraum bricht der auf sein zwölfteiliges

Bilderwerk „Lepanto“ zugeschnittene Saal im Kopfbau aus

dem Schema des ansonsten orthogonalen Museumsgrund-

risses heraus. Die drei Ebenen, Ober-, Erd- und Unterge-

schoss, sind in klassischer Weise als Rundgang konzipiert.

Vom Foyer am Kopfende her kommend, werden sie über ein

großzügiges und natürlich belichtetes Treppenhaus

erschlossen. Durchblicke unterbrechen das nüchterne

Raumschema; mal als metertiefes „Fernrohr“ im „Lepanto“-

Saal, mal als Fensterband, Eckfenster oder als großformati-

ges Schaufenster zur benachbarten Türkenstraße hin.

Holzverkleidete Wangen laden jeweils zum Sitzen und/oder

Innehalten ein.

Durch den hohen Tageslichtanteil kommen die Räume bis

zu 75 Prozent der Besuchszeit ohne Kunstlicht aus. Gleich-

mäßiges, durch halbtransparente Folien gefiltertes Tages-

licht erhellt die Räume im Obergeschoss. Im Erdgeschoss

wird die Ausleuchtung durch natürliches Licht über Licht-

lenklamellen und Deckenvouten gewährleistet. Nur das

Souterrain beansprucht in einigen Bereichen den ganzen

Tag über Kunstlicht. Innovativ ist auch das Klimasystem: Es

macht sich das mit 20 °C konstant warme Grundwasser zu

Nutze, das, in Decken und Wände gepumpt, gleichbleibende

Wärme an die Raumluft abgibt. Daraus resultiert eine

Energieeinsparung von jährlich rund 68000 Euro gegenüber

einer traditionellen Klimatechnik.

Museum Brandhorst im Museumsareal

Das Museum Brandhorst im Museumsareal lässt seine Umgebung geradezu erblas-

sen: 36 000 verschiedenfarbige Keramikstäbe formen die Fassade; die innovative

Licht- und Klimatechnik setzt einen zukunftsweisenden Akzent. Nach vorne gewandt

ist auch das Konzept der Sammlung: Zeitgenössische Kunst bildet einen Schwerpunkt

der ab Frühjahr ausgestellten Werke.

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