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gemeinschaft zugleich den Größenwahn des NS-Systems

manifestiert. Das Dritte Reich ging mitsamt seinem tota-

litären Gestaltungswillen im Zweiten Weltkrieg unter,

Abrisswut und Wiederaufbau aber blieben, unter anderen

Vorzeichen, erhalten. Der Zukunftsoptimismus der Moderne

bleibt ungebrochen, aber das Unbehagen an der Unwirt-

lichkeit der Städte verlangt nach Alternativen. Gibt es die

ideale Stadt überhaupt? Zumindest auf dem Papier gibt es

sie längst schon, als Idee und als Sehnsuchtsort.

SEHNSUCHTSORTE

VISIONEN UND HYBRIS IN DER BAUGESCHICHTE SEIT 1935

Nie gebaut und trotzdem präsent? Zum Bildfundus der Ar-

chitekturgeschichte des 20. Jahrhunderts gehören neben

einigen Einzelgebäuden auch städtebauliche Projekte, die

als Utopien über die Zeit ihrer Entstehung hinaus noch

heute provozieren. Vor über 70 Jahren plante Albert Speer

die monumentale Umgestaltung Berlins als künftige Welt-

hauptstadt. Das „Germania-Projekt“ gipfelt in einem kolos-

salen, 300 Meter hohen Kuppelbau, der als kultischer und

politischer Mittelpunkt der nationalsozialistischen Volks-

Ohne die architektonischen Visionen mutiger Vordenker hätte sich die Welt nicht zu

dem entwickelt, was sie heute darstellt. Nicht selten mussten Architekten und

Bauherren, die für die Zukunft planten, Rückschläge und heftige Kritik in Kauf neh-

men. Zwar gab der Erfolg ihnen oft recht, aber nicht alle Gebäude, die technisch

machbar sind, dienen auch dem Wohl der Menschheit. Über so manche Idee ist man

froh, dass sie auf dem Papier geblieben ist.

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Nord-Süd-Achse von Albert Speer im Rahmen der Neuplanung der Reichshauptstadt Berlin, um 1941