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„La Ville Spatiale“ von Yona Friedmann, 1960

kommuniziert. Zum Erfindungsreichtum der Avantgardisten

gehören neben hüllenartigen Modulen, die wie Zelte auf-

geschlagen werden können, auch kompatible Architektur-

teile, aufblasbare Flächen und mobile Raumkapseln in

„Plug-in City“.

Viele dieser utopischen Visionen beeinflussen Designer,

Hightech-Architekten und Künstler bis heute. Science-

Fiction-Filme schöpfen aus dem reichen Formenrepertoire,

um Zukunftswelten täuschend echt vorzugaukeln. In der

Blob-Architektur des 21. Jahrhunderts werden Computer-

simulationen nach langwierigen Experimentalreihen zu

real quellenden Bauskulpturen und mutieren in den virtu-

ellen Räumen des Biomorphismus zu zellularen Gehäusen.

Vieles von damals ist mittlerweile technisch machbar.

Weltweit bilden Hochhäuser multifunktionale, komplexe

Megastrukturen, die unaufhörlich und prestigeträchtig in

den Himmel wachsen. Im Skyline-Ranking der weltweit

vertikalsten Stadtsilhouetten führt Hongkong dank seiner

über 7000 Hochhäuser in großem Abstand vor New York

und Chicago. In Dubai ist das mit 828 Metern vorerst höch-

ste Gebäude der Welt realisiert, ein Symbol menschlicher

Hybris und ökologisch ein Disaster. 200 jeweils 50 Meter

tiefe Gründungspfähle verankern den „Burj Khalifa“ im

Wüstenboden, über 50 Aufzüge erschließen die 162 Stock-

SEHNSUCHTSORTE

VISIONEN UND HYBRIS IN DER BAUGESCHICHTE SEIT 1935

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aus: Exit Utopia, Prestel Verlag, München, 2005