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Vor der Sanierung

bot das Hochhaus im Sanierungsquar-

tier Weingarten-West die Tristesse des standardisierten

Wohnungsbaus aus den frühen 1970er-Jahren mit seinen

monotonen und verblichenen Fassaden, den wenig einla-

denden Eingängen sowie heruntergekommenen Treppen-

häusern und Liften. Die Mieter klagten über unzeitgemäße

Wohnungsausstattungen und die wenig attraktiven, tief

eingezogenen Loggien, die kaum jemand zum Draußen-

sitzen nutzte. Neben den ästhetischen Mängeln war es vor

allem die haustechnische Ausstattung, die schon lange

nicht mehr den heutigen Sicherheitsstandards entsprach.

Der beauftragte Architekt Roland Rombach betrachtete

die Situation unter dem Aspekt einer zeitgemäßen Wohn-

und Immobilienwertsteigerung. Sein umfassendes Sanie-

rungskonzept beinhaltete die Verkleinerung und Neuor-

ganisation der nicht mehr marktgerechten, viel zu großen

Zwei- und Dreizimmerwohnungen. Dazu gehörte auch, die

Fläche der viel Licht schluckenden Loggien den Wohnun-

gen zuzuschlagen und dafür Balkone vor die Fassade zu

setzen, die über sehr viel angenehmere Aufenthaltsquali-

täten verfügen. Mit der dadurch gewonnenen Wohnfläche

konnte die Wohnungsanzahl von ehemals 90 auf 139 Miet-

einheiten gesteigert werden, was die Fremdfinanzierung

des 13 Millionen Euro teuren Umbaus erheblich erleichter-

te. Der bauliche Aufwand war entsprechend hoch. Das

Gebäude wurde bis auf die tragenden Wände zurückge-

baut. Alte Türöffnungen mussten zubetoniert, neue in die

Stahlbetonwände gesägt werden. Das Gleiche galt für die

vertikalen Leitungsschächte. Die neuorganisierten Grund-

risse hatten zur Folge, dass Fensterzonen verlagert wer-

den mussten, ganze Fassadenzonen geöffnet oder ge-

schlossen wurden. Vor diesem Hintergrund war es ein

konsequenter Schritt zur bundesweit ersten Modernisie-

rung eines Hochhauses auf Passivhausniveau. Als Pilot-

projekt standen sogar öffentliche Gelder zur Verfügung.

Selbst das ortsansässige Fraunhofer-Institut für Solare

Energiesysteme ISE zeigte Interesse und nutzte die Ge-

legenheit, das Projekt sozusagen vom Schreibtisch aus zu

begleiten. Zum Passivhaus-Konzept gehören die Fassa-

denerneuerung, die Dachdämmung und dreifach verglaste

Fenster, ebenso wie die gedämmte Kellerdecke, die Luft-

dichtigkeit der Gebäudehülle, das Eliminieren von Wärme-

brücken, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

sowie eine neue Niedertemperatur-Heizung mit einer Vor-

lauftemperatur von 50 Grad, die an das Fernwärmenetz an-

geschlossen ist. Der Energieverbrauch der Heizung hat

sich um 78 Prozent vermindert. Nach monatelangem Um-

bau präsentiert sich das Gebäude heute wie ein Neubau.

Die verschiedenen Grüntöne der Balkonbrüstungen in

Kombination mit der weißen Putzfassade sehen frisch aus.

Das neue, barrierefreie Eingangsportal wirkt einladend,

ebenso wie die stirnseitig belichteten Erschließungsflure.

Flur- und Treppenhaus-Brandschutzabschlüsse sorgen für

die Sicherheit der Bewohner. Mit seinem gut durchdach-

ten und sorgfältig geplanten Umbau bietet das Wohnhaus

an der Buggingerstraße so manchem Neubau die Stirn.

Neben vielen Geschosswohnungsbauten in Block- und Zeilenbauweise aus den 1960er-

und 1970er-Jahren stehen jetzt auch die Wohnhochhäuser jener Tage im Fokus der Sa-

nierungswilligen. In Freiburg/Breisgau baute das Architekturbüro Roland Rombach aus

dem benachbarten Kirchzarten einen 16-geschossigen Wohnturm zu einem Passivhaus

um. Die 139 Mietparteien profitieren jetzt von einer hohen Wohnqualität.

HOCHHAUSSANIERUNG IN FREIBURG

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