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Als gelernter Bildhauer beherrscht Benjamin Bergmann

auch das Metier des Architekten, Konstrukteurs und Hand-

werkers. Dieses Wissen ist ihm eine wertvolle Hilfe in der

Umsetzung seiner bühnenartigen Installationen. Die raum-

greifenden Arbeiten gründen zum Teil in der mehrjährigen

Zugehörigkeit zu zwei bedeutenden Performancegruppen.

Jedes Werk von Bergmann erzählt eine eigene Geschichte,

die den Betrachter auf geheimnisvolle Weise berührt, weil

er auf vertraute Gegenstände und Materialien zurückgreift,

die an Situationen des Alltags erinnern. Die Geschichten

jedoch bleiben überraschend offen, erweisen sich als rät-

selhafte Fragmente, die neue Fragen aufwerfen, wie bei-

spielsweise die Installation „Der Traum von einer großen

Sache“. Bergmann entfernt ein achtteiliges goldverspiegel-

tes Fensterelement – des mittlerweile abgerissenen

Palasts der Republik – aus dem ursprünglich architektoni-

schen Kontext und lehnt es an die Wand. Für den Be-

trachter könnte das kulissenhafte, isolierte Wandrelief für

Wünsche und deren Enttäuschung stehen oder für ein Re-

likt ausgeträumter Utopien. Dagegen macht der ungewöhn-

lich hochgehängte Basketballkorb mit der Bezeichnung

„Never Ever“ dem Betrachter mit einem simplen Alltags-

gegenstand die Dimension des nie Erreichbaren überdeut-

lich klar. Scheinbar lässt sich die Welt leichter in Me-

taphern und Ausschnitten begreifen. Benjamin Bergmann

zeigt uns, dass das angeblich Vertraute voller Geheimnisse

steckt, die Missverständnisse produzieren, sich ab und zu

aber auch von der humorvollen Seite zeigen.

ARCHITEKTUR UND KUNST

Benjamin Bergmann

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„Never Ever“, repair. sind wir noch

zu retten, Ars Electronica 2010,

Festival für Kunst, Technologie und

Gesellschaft, Linz, 02.–11.09. 2010

(rechte Seite)

„Der Traum von einer großen

Sache“, 2008; Aluminium, Glas,

Stahl; 280 x 40 x 530 cm

(linke Seite)

Foto: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München