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Kaum zu glauben,

dass eine Baustelle an diesem Ort noch

beherrschbar ist. Die extreme Lage auf 3.440 Meter Höhe

stellte sowohl das Bregenzer Architektenteam von Baum-

schlager Hutter, die Tragwerksplaner als auch die ausfüh-

renden Firmen vor große Aufgaben. Geringe Abstands-

flächen, die Gletscherzunge, steil abfallende Bergseiten

und die Höhe mit entsprechend intensiver Sonnenein-

strahlung, Wind sowie die dünne Luft führten während der

Bauzeit oftmals an die Grenzen des technisch Machbaren

und körperlich Leistbaren. „Die hochalpine Welt ist eine

außerordentliche Herausforderung für den, der ihr Ge-

bautes hinzufügen möchte“ (Carlo Baumschlager). Die

erste Seilbahn hinauf zum Hinteren Brunnenkogel wurde

1989 als Panoramabahn konzipiert. Auf 3.440 Meter Höhe

bot sich schon damals ein atemberaubender Blick auf die

vielen Dreitausender, zu denen auch die Wildspitze mit

knapp 3.800 Metern gehört. Aus Sicherheitsgründen muss-

te die nach Tirols höchstem Berg benannte Wildspitzbahn

abgetragen werden, weil sich der Eispanzer des Pitztaler

Gletschers immer weiter zurückzog. Die alte Trasse verlief

noch über eine Umwegung, während die neue Bahn jetzt

direkt zum Gipfel führt. Bis auf den neu angelegten, unte-

ren Bereich konnten alle bestehenden Fundamente für die

Pfeiler weitergenutzt werden. Jetzt darf sich die moderne

Bahn als höchste Seilbahn Österreichs bezeichnen.

Superlative dieser Art helfen im Tourismusgeschäft, denn

die Konkurrenz der Skigebiete untereinander ist groß. Wie

eine überhängende Schneewechte, die jeden Moment ab-

brechen kann, liegt der organisch geformte Baukörper

der Station auf dem Gipfel. Die kühne Stahl-Aluminium-

Konstruktion setzt auf die Gründung des Vorgängerbaus

auf und bildet die Basis für eine Form, die einerseits auf

die Aussicht und andererseits auf die Witterungsbeding-

ungen reagiert. Neu hinzugekommen ist die Erweiterung

um ein Café/Restaurant. Auf 140 Quadratmetern bietet die

höchst gelegene Lokalität Österreichs hinter bodenhoher

Verglasung Platz für 116 Gäste. Der halbrunde Tresen mit

darüber schwebender Aussichtskanzel ist mit dem glei-

chen Holz verkleidet wie der Parkettfußboden. Diesem Ton

passt sich auch die bistroartige Möblierung an. Wer die

umwerfende Aussicht auf die umliegende Gletscherwelt

noch unmittelbarer spüren möchte, kann auf einem der

50 Stühle auf der frei schwebenden Außenterrasse Platz

nehmen. Die Wintersportler erwartet ein grenzenloses Ski-

und Snowboardvergnügen auf einer der schönsten Na-

turschneepisten Österreichs. Mit modern ausgestatteten

Acht-Personen-Gondeln gelangen sie von der ebenfalls

neu gestalteten Talstation auf 2.480 Meter Höhe an ihr Ziel.

Die über zwei Kilometer lange Strecke wird bei einem Hö-

henunterschied von 600 Metern in nur 5 Minuten und

40 Sekunden zurückgelegt. Da die Sportausrüstung mit in

die Gondel genommen werden kann, wird das Ein- und

Aussteigen wesentlich erleichtert. Mit diesem hohen

Komfort wird es nicht schwierig sein, die Besucher künftig

ganzjährig anzulocken, um das Hochgebirge einmal aus

der Sicht eines Extrembergsteigers zu betrachten.

In den Alpen zu bauen ist ohne die enge Zusammenarbeit zwischen Architekt und

Ingenieur kaum denkbar. Das Architekturbüro Baumschlager Hutter aus Bregenz

wagte für die Bergstation der Wildspitzbahn auf dem Gipfel des Hinteren Brunnen-

kogels einen kühnen Entwurf, dessen Realisierung unter den außergewöhnlichen

Bedingungen auf 3.440 Meter Höhe eine logistische Meisterleistung darstellt.

BERGSTATION DER WILDSPITZBAHN IM PITZTAL, AT

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