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08
ALPEN
Das Wirkliche ist unsichtbar
gungen kritisch. Zwar ist das Myzel für den dauernden
Aufenthalt von Menschen gebaut, doch werden sie darin
auf ihr physiologisches Minimum reduziert. Sie leben
unter Zwang, die militärische Befehlsgewalt regiert ihre
Bestimmung: im Bunker zu sterben.
Der Arbeitslose
Die dritte Stufe des Myzels ist mythisch. Es sind die Helden-
sagen von den Spitälern im Fels, den Goldhorten untertags,
den Tanklagern im Berg, den Flugzeugunterständen am
Rand der Alpenpiste, den Regierungsbunkern unter dem
Gotthard. Alles wahr, alles vorhanden, alles mythisch über-
trieben. Das sind die herzstärkenden Geschichten, die sich
unsere Väter erzählten, die heute aber zur Folklore zählen.
Denn leider, leider haben wir den Krieg in den Bergen verlo-
ren. Wir waren gerüstet, doch der Krieg blieb kalt. Kein
Feind trat an, der mechanisiert einfiel, um sich durch Engnis,
Fels und Bunker besiegen zu lassen. Keiner kam, sich am
Gebirge die Zähne auszubeissen. Schlimmer noch, keiner
mehr ist in Sicht. Heute sind die Sperren arbeitslos. Die
autonome Produktion von Sicherheit in den Alpen ist einge-
stellt worden. Es gab eine militärische Wertberichtigung, bei
der nur noch wenige Bunker weiter beschäftigt wurden. Um
die 20 000 Geländeverstärkungen wurden ohne Abfindung
entlassen. Doch keine Angst: Es gibt ein Leben nach dem
Bunker, denn uns bleibt der Tresor.
Erst beim Näherkommen offenbaren die Bunkerstellungen ihren kulissen-
haften Charakter (diese und nächste Seite).