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JÜRGEN GROSSMANN:
Ja, eindeutig. Der Bahnhof liegt
direkt am damaligen Eingang zur Landesgartenschau und
hätte in seinem alten Zustand einen äußerst schlechten
Eindruck hinterlassen. Mit der Stadt hatte ich eine
Fertigstellung der Außenfassade bis zum Beginn der
Gartenschau vereinbart.
PORTAL:
Welche Änderungen haben Sie an den
Grundrissen vorgenommen?
JÜRGEN GROSSMANN:
Ursprünglich waren die Geschäfte
zur Bahnhofshalle und zu den angrenzenden Fluren, also
nach innen, orientiert. Die Flure wurden aufgelöst und die
Geschäfte nach außen zum Bahnhofsplatz geöffnet.
„Weniger Verkehrfläche – mehr Nutzfläche – Öffnung nach
Außen“ lauteten die Prämissen.
PORTAL:
Welche Nutzer hat der Bahnhof heute?
JÜRGEN GROSSMANN:
Neben den üblichen Nutzungen
wie Reisebüro, Bäcker und Bistro sowie Bahnhofsmission
gibt es ein Hotel, ein Konferenzzentrum, eine Arbeits-
agentur und eine Zweigstelle der Sparkasse Kehl.
Außerdem nutzen wir selbst mit unserem Architekturbüro
und unserem Einrichtungshaus „archigramm living culture“
große Flächen.
PORTAL:
Welche Potenziale hat Kehl für Gewerbetreibende?
JÜRGEN GROSSMANN:
Der Kehler Einzelhandel lebt zu
großen Teilen von Kunden aus Frankreich. Für mich ist Kehl
ein Stadtteil von Strasbourg, in dem man bestimmte Dinge
besser bekommt und in dem andere Qualitäten vorhanden
PORTAL IM GESPRÄCH MIT
JÜRGEN GROSSMANN
PORTAL:
Woraus entstand bei Ihnen die Idee, den Bahnhof
in Kehl zu kaufen und sich dort niederzulassen?
JÜRGEN GROSSMANN:
2001 bin ich privat nach Kehl-
Marlen gezogen und wollte im Zusammenhang damit auch
mein Architekturbüro und mein Einrichtungshaus nach
Kehl verlegen. Im Frühjahr 2003 bot mir die städtische
Wirtschaftsförderung eine Fläche im Kehler Bahnhof an.
Zufällig hatte ich zeitgleich einen Kunden, für den ich eine
Ladenkette in Bahnhöfen plante, und so bekam ich die vor-
handenen Umbaupläne für die Bahnhofsunterführung zu
Gesicht. Die Bahn war nach wie vor interessiert, den
Bahnhof zu verkaufen. Und auch seitens der Stadt bestand
großes Interesse daran, einen Investor für die Renovierung
des Gebäudes zu gewinnen. Schließlich stand im Frühjahr
2004 die baden-württembergische Landesgartenschau in
Kehl bevor.
PORTAL:
Welche Kriterien gaben den Ausschlag?
JÜRGEN GROSSMANN:
Erstens die zentrale Lage.
Zweitens die aktuelle Entwicklung der Stadt Kehl im Zuge
der Landesgartenschau. Vor allem der Stadteingang von
französischer Seite sollte aufgewertet werden. Drittens die
Qualität der Gebäude selbst. Und schließlich die gesicher-
ten Nutzungen mit zentralen Mietern.
PORTAL:
Im Oktober 2003 haben Sie den Bahnhof erwor-
ben, im April 2004 war bereits Einweihung. Haben Ihnen die
Landesgartenschau und der Druck auf die Stadtväter, die
Dinge voranzubringen, geholfen?
Während Kollegen über mangelnde Investitionsbereitschaft klagen, legt der Bühler
Architekt Jürgen Grossmann selbst Hand an: Im September 2003 erwarb er den
Bahnhof der Grenzstadt Kehl, sanierte das Gebäude und eröffnete es ein halbes Jahr
später wieder für die Öffentlichkeit. Jetzt soll der ICE-Bahnhof in Offenburg folgen.