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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

zwei Tendenzen haben vom deutschen Bildungswesen seit

dem vielbeschworenen Pisa-Schock Besitz ergriffen. Sie

heißen: Ökonomisierung und Individualisierung. Beide

beginnen nicht nur hierzulande schon im Vorschulalter: In

der New Yorker Upperclass etwa gelten Nannies, die

fließend Mandarin sprechen, als der letzte Schrei. Sie sol-

len dem Nachwuchs später das Vorankommen in einer chi-

nesisch dominierten Weltgesellschaft (und globalen Öko-

nomie) erleichtern. An den Schulen haben längst Begriffe

wie „Controlling“, „Benchmark“ und „Performance“ Einzug

gehalten, wenn es um die Bewertung von Schülerleistun-

gen geht. Alles wurde und wird versucht, um das Bildungs-

system nicht nur den Anforderungen der freien Wirtschaft

anzupassen, sondern gleich deren Strukturen zu überneh-

men: Bildungsgutscheine, Studiengebühren und Kredite,

um sie zu finanzieren, sowie die individuelle Bewerbung

bei der Wunsch-Universität. Gleichzeitig sind in den ver-

gangenen Jahren zahllose Schulformen und Studiengänge

neu entstanden. Wir leben, so scheint es, in einem Bil-

dungs-Supermarkt, in dem schon jeder das für ihn Richtige

finden wird. Nur für diejenigen, die kein Geld mitbringen,

wird es zunehmend schwerer, Qualität zu erstehen.

Wir beginnen diese Ausgabe von PORTAL daher mit dem

Blick in ein Land, das, obgleich bettelarm, fast nur kosten-

pflichtige Schulen kennt: Myanmar. An der größten Schule

des Landes (die gerade deshalb so begehrt ist, weil sie kein

Schulgeld verlangt) hat der Förderverein Myanmar e.V. in

den vergangenen Jahren – auch mit finanzieller Hilfe der

Hörmann KG – Beachtliches geleistet. Übernachtungshei-

me wurden gebaut und Computerklassen eingerichtet, und

nun soll die Schule auch zur Keimzelle für die handwerkli-

che Ausbildung der jungen Leute in Myanmar werden.

Nicht nur um den Neubau, sondern bereits um die Nachnut-

zung von Schulen angesichts fallender Geburtenraten

machen sich Architekten im „Pisa-Wunderland“ Finnland

Gedanken. Für PORTAL hat die finnische Architektin Päivi

Kataikko einen Blick hinter die Kulissen geworfen. Außer-

dem stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe eine Grundschule,

zwei Hochschulbauten und ein Forschungslabor vor, die bei

aller Individualität eines eint: ihre erstklassige Architektur.

Dass sie im Bildungswesen wieder eine Rolle spielt, kommt

nicht von ungefähr: In einer Welt, in der immer mehr Men-

schen selbst entscheiden, welche Bildungsstätten sie

besuchen, kann die räumliche Qualität schnell zu einem

„K.o.-Faktor“ für das Wohl und Wehe einer Schule oder

Hochschule werden.

EDITORIAL

Martin J. Hörmann, Thomas J. Hörmann und Christoph Hörmann

Persönlich haftende Gesellschafter

3

Thomas J. Hörmann

Christoph Hörmann

Martin J. Hörmann