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Um die Wertschätzung zu verstehen, die die Venezianer

„ihrem” La Fenice entgegen bringen, genügt ein Blick auf die

Entwicklung des Theaters im 19. Jahrhundert. La Fenice

erlebte glanzvolle Welturaufführungen von Gioachino Rossini,

Vincenzo Bellini und Gaetano Donizetti und stieg zu internatio-

nalem Ruhm auf. Giuseppe Verdi komponierte vier seiner

Opern, darunter Rigoletto und La Traviata, für La Fenice.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führten Igor Stravinsky,

Benjamin Britten, Sergej Prokofjev und Luigi Nono die

Tradition des Hauses mit ihren Weltpremieren fort.

Bis es soweit war, musste sich der Phönix jedoch ein zweites

Mal aus der Asche erheben: Im Dezember 1836 wurde der

große Saal ein Raub der Flammen. Die Hauptfassade und das

dahinter liegende Foyer blieben dagegen unversehrt. Mit dem

Wiederaufbau wurden die Architekten Giambattista und

Tommaso Meduna beauftragt, die Innendekorationen des

Saals sind ein Werk von Tranquillo Orsi. Das Trio arbeitete

schnell: Binnen Jahresfrist, am zweiten Weihnachtsfeiertag

1837, wurde La Fenice wiedereröffnet.

Brandstifter in La Fenice

Zum dritten Mal kam das Feuer während einer Sanierung, mit

der La Fenice eigentlich auf den neuesten Technischen Stand

gebracht werden sollte. Am späten Nachmittag des 29.

Januar 1996 legte der Elektroingenieur Enrico Carella ein

Feuer im Theater. Carella drohte wegen Arbeitsverzugs eine

Konventionalstrafe von 7.500 Euro, der er auf diesem Weg zu

DAUERBRENNER:

THEATER LA FENICE IN VENEDIG

Am Anfang war ... das Feuer. Es kam im Jahr 1773, als Vene-

dig mit sieben Bühnen zu den wichtigsten Theaterzentren

Italiens gehörte. San Benedetto, das größte und bestbesuch-

te dieser Häuser, ging in Flammen auf und brannte bis auf die

Grundmauern nieder. Kurze Zeit später ließ man es am glei-

chen Ort neu errichten.

Damit hätte es eigentlich sein Bewenden haben können und

der Theaterbrand wäre als Randnotiz in die venezianische

Geschichte eingegangen. Doch zwischen den Eignern des

Theaters, der Nobile Società di Palchettisti, und der Kauf-

mannsfamilie Venier, der ein Teil des Baugrundstücks gehör-

te, entspann sich ein Rechtsstreit darum, wem das neue

Theater gehörte und wer es nutzen dürfte. Ein Gerichtsspruch

gab den Venier Recht und zwang die Palchettisti, der Familie

ihr Theater zu verkaufen. Die dergestalt Vertriebenen mach-

ten sich auf die Suche nach einem Standort für ein neues

Theater, das größer und schöner als je zuvor werden sollte

und dessen Name bereits feststand: La Fenice, der Phönix

aus der Asche. Fündig wurden sie schließlich am Campo San

Fantin, rund 300 Meter westlich des Markusplatzes. Der

Standort ist für ein Theater ideal: Der Platz ist groß genug für

das allabendliche Defilée vor und nach den Vorstellungen und

doch klein genug, um von der Ostfassade des La Fenice domi-

niert zu werden. Architekt des Neubaus war Gian Antonio

Selva, der sich in einem Wettbewerb unter 29 Teilnehmern

durchsetzen konnte. 1790 begann man mit dem Bau, und

bereits 1792 wurde die Einweihung gefeiert.

Dreimal abgebrannt und immer wieder aus den Ruinen neu erstanden: Das Theater

La Fenice in Venedig war und ist eng mit Brandkatastrophen verbunden. Zuletzt

brannte das traditionsreiche Haus am Campo San Fantin 1996 komplett aus. Der

Grund: eine Vertragsstrafe über 7.500 Euro, die einem an der Renovierung des

Theaters beteiligten Elektriker drohte. Die Kosten für den Wiederaufbau: rund 55

Millionen Euro.