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ARCHITEKTUR UND KUNST

ARNE QUINZE: UCHRONIA

Die Geschichte von Uchronia begann in einem der

unzähligen Pubs von Brüssel – als Serviettenskizze. Die

beiden geistigen Väter des Projekts, der Designer Arne

Quinze und der Philosoph Jan Kriekel, wollten der Welt

mit ihrer Installation eine Botschaft vermitteln: Rationa-

lität und Emotion, die linke und die rechte Gehirnhälfte,

gehören untrennbar zusammen.

„Uchronia“ bedeutet griechisch „Nicht-Zeit“ und ist

damit das zeitliche Pendant zur Utopie – dem „Nicht-

Ort“. Als idealen Ort für ihre aus der Zeit gefallene

Installation wählten die beiden Entwerfer das jährlich

stattfindende Kunstfestival „Burning Man“ in der Black

Rock Wüste Nevadas. Es dauert acht Tage und findet

seinen Höhepunkt am sechsten Tag, wenn eine überle-

bensgroße Statue – der „Burning Man” – verbrannt

wird. Jedes Jahr pilgern etwa 47 000 Menschen auf die

Salztonebene 150 km nord-östlich von Reno.

Uchronia war zweifellos der Höhepunkt des „Burning

Man“ 2006. Neunzig Aufbauhelfer, die von Quinze und

Kriekel selbst bezahlt wurden, nagelten innerhalb von

drei Wochen insgesamt 160 Kilometer Holzlatten zu

einer Großskulptur. Ihre Form entstand ganz ohne Hilfe

von Computerprogrammen spontan vor Ort. Vier Eingän-

ge erlaubten den Zutritt zu „Uchronia“, deren filigranes

Dach ein willkommener Schattenspender in der Wüste

war. Lange konnten die Festivalbesucher davon indes

nicht profitieren: Die Installation war kaum fertiggestellt,

da wurde sie schon feierlich in Brand gesteckt. Denn

eines der Grundprinzipien des Burning Man Festivals

lautet, dass nach seinem Ende nichts in der Wüste

zurückbleiben darf.

„Uchronia“, 2006

Holzinstallation

Black Rock City, Nevada, USA