Background Image
Previous Page  8 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8 / 36 Next Page
Page Background

Vielreisende wissen die

Innenstadtlage eines Hotels sehr

zu schätzen. Sie sehen darin nicht nur den Vorteil einer

guten Erreichbarkeit, oft sind die Häuser auch kleiner, ver-

fügen über eine geringere Anzahl von Zimmern und zeich-

nen sich nicht zuletzt auch durch ihre Individualität aus.

Für dieses Privileg nimmt der Gast auch gern einen höhe-

ren Zimmerpreis in Kauf, zumal wenn er eine der prominen-

testen Sehenswürdigkeiten der bayerischen Landeshaupt-

stadt – die Frauenkirche – direkt vor der Tür hat.

Auf genau diese Klientel ist das Hotel „Louis“ in exponier-

ter Innenstadtlage ausgelegt. Keines der 72 Zimmer gleicht

in Größe und Einrichtung dem anderen. Die überwiegend

von den Architekten entworfenen Möbel und Accessoires

erzählen vom Reisen. So dienten die großen Überseekoffer,

mit denen die feine Gesellschaft Anfang des 19. Jahrhun-

derts reiste, den Architekten als Inspiration für die Kleider-

schränke. Wer schon einmal mit der Pariser Metro gefah-

ren ist, erkennt im Bad die wulstigen weißen Fliesen wie-

der, mit denen die Stationen ausgekleidet sind. Einhei-

mische Hölzer, Stoffe in hellen Farben und Naturstein aus

der Region geben dem Gast Geborgenheit.

Bereits beim Näherkommen, vom Viktualienmarkt aus,

weckt das Hotel mit seiner hellen Putzfassade Sympathien.

Riesige, als Putzrelief eingelassene Buchstaben, die von

oben nach unten gelesen das Wort Hotel ergeben, vermit-

teln dem Ankommenden schon von Weitem das sichere

Gefühl, hier richtig zu sein. Die neue Fassade will sowohl

einen Bezug zu den umgebenden Häusern herstellen als

auch den Wunsch nach einem zeitgemäßen Gebäude er-

füllen. Aus zwei am Platz bestimmenden Bautraditionen,

dem Barock und den Wiederaufbaujahren nach dem Krieg,

entwickelten die Architekten eine ganz eigene Fassade.

Die regelmäßige Anordnung der raumhohen Fenster mit

französischen Balkonen vermittelt eine moderne Anmu-

tung, während Stuckprofile um die Fensteröffnungen für

barocke Bewegtheit sorgen.

Die Architekten standen vor der Aufgabe, den Bestand

einer schmalen Parzelle in den Hotelbau zu integrieren.

Wie fast alle Großstädte hat auch München im Zentrum

das Problem einer kleinteiligen Parzellierung. Nur wenn ein

Bauherr im Besitz mehrerer Grundstücke ist, lässt sich ein

so großes Bauvorhaben wie das Hotel Louis realisieren.

Deshalb bildet den Eingang eine offen zugängliche

Verbindung durch das Blockinnere hinüber zum Rinder-

markt, wo sie direkt in das Foyer eines bestehenden Ärzte-

hauses mündet. Die kleine Passage erinnert ein wenig an

eine versteckte Gasse in Venedig und verleiht dem Block-

inneren viel Atmosphäre.

Bleibt zum Schluss noch zu klären, wer eigentlich Louis ist.

Den Aussagen der Betreiber Kull und Weinzierl zufolge ist

Louis ein Weltreisender. Er legt großen Wert auf liebevolle

Details und hochwertige Materialien. Er liebt schöne Ho-

tels und fühlt sich in ihnen zu Hause. Mit einem Augen-

zwinkern erinnert der Name Louis an den bayerischen

Märchenkönig Ludwig. Der von ihm so überzeugend ge-

pflegte Schöngeist soll im Hotel Louis fortleben.

Die großen Hotelketten mögen zwar mit niedrigen Zimmerpreisen locken, sie bieten

aber meist nur Standards und sind oft nur mit dem Auto zu erreichen. Wem die Ano-

nymität dieser Häuser nicht gefällt, dem bieten sich inzwischen genug Alternativen

in den Zentren der Städte. Mit dem Hotel Louis in der Münchner Altstadt haben die

Architekten Hild und K einen feinen Ort für anspruchsvolle Gäste geschaffen.

HOTEL IN MÜNCHEN

08