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LENBACHHAUS IN MÜNCHEN

Der Schriftzug „Lenbachhaus“ wurde vom Künstler Thomas Demand ent-

worfen. Er entwickelt sich aus der Grundfläche einer Antiquaschrift mit

Serifen. Nach vorne hin verjüngt sie sich zu einer Groteskschrift. Die Antiqua

entspricht der 1929 zur Museumsgründung verwendeten Typografie, wäh-

rend die Groteske der heutigen Schrift des Hauses entspricht. Beide Ebenen

dieser Metallskulptur verbinden keilförmige Stege, aus denen sich die

plastische Wirkung und damit ein verstärktes Zusammenspiel von Licht und

Schatten ergibt. (vorherige Seite)

Keine Mutprobe für die Besucher: Olafur Eliassons „Wirbelwerk“ ist

fest verankert. Acht Meter ragt das gläserne Kunstwerk ins Foyer.

Verschiedenfarbig bricht sich das Licht in der Skulptur und wird farbig an

die umgebenden Wände geworfen. Damit spielt Eliasson auf die Farben der

in den oberen Geschossen ausgestellten Kunstwerke an. (unten)

Die architektonische Geschichte des Lenbachhauses ist

so lang wie verworren. Drei Gebäudeteile mit mehreren

An- und Umbauten bilden das Museum. Die Wegeführung

war entsprechend umständlich, von einer behindertenge-

rechten Erschließung konnte nicht die Rede sein. Kurz: Ein

neues architektonisches Konzept musste her. 2002 gewann

Sir Norman Foster ein europaweit ausgeschriebenes

Verhandlungsverfahren. Es sollte sieben Jahre dauern, bis im

Sommer 2009 endlich mit den Bauarbeiten begonnen werden

konnte. Foster ersetzte den Anbau aus den 1970er-Jahren

durch einen Neubau. Wie schon sein Vorgänger erstreckt er

sich entlang der Richard-Wagner-Straße, stülpt sich teilweise

über den Bestand und umfasst auch die Westfassade der ehe-

maligen, im toskanischen Renaissance-Stil errichteten Villa

Franz von Lenbachs. Für kontroverse Diskussionen sorgte die

Fassade: Foster entschied sich für messingfarbene Rundstäbe,

die mit etwas Abstand vor ebenfalls messingfarbenen,

konkav geformten Blechen platziert sind. Für einige Kritiker

war das zu glänzend, doch mit gebührender Patina dürfte

sich die Oberfläche bald an die ockerfarbene Fassade des

Bestands angleichen. Statt wie bisher zentral über den denk-

malgeschützten Garten und die Freitreppe der Villa wird das

Museum nun über eine Fuge zwischen Atelier und Neubau

erschlossen. Der Besucher findet sich sogleich in einem

dreigeschossigen Foyer wieder und wird mit seinem Blick

zunächst an der gläsernen Skulptur von Olafur Eliasson hän-

gen bleiben – nicht der einzige Fall von Kunst am Bau. Dahinter

hebt sich die ockerfarbene Fassade der Villa ab, die nun

skulptural als Haus-im-Haus im Raum steht. Die Erschließung

ist immer noch geprägt von vielen Treppen, vor allem, da

sämtliche Ausstellungsräume von zentraler Stelle aus erreicht

werden sollen. Nun ist jedoch der Platz vorhanden, auf die

Bedürfnisse von Behinderten einzugehen. Das heterogene

Ausstellungskonzept des Lenbachhauses – neben Werken

Lenbachs erlangte das Museum vor allem durch seine umfas-

sende Sammlung von Werken der Künstlergruppierung „Der

Blaue Reiter“ Bekanntheit – erforderte eine Neuorganisation.

Obwohl durch den Umbau lediglich 500 Quadratmeter zusätzli-

che Ausstellungsfläche geschaffen wurden, sind nun die ein-

zelnen Themenräume ohne große Umwege schnell und direkt

zu erreichen. Als Trennung der einzelnen Brandabschnitte

dienen doppelflügelige Schörghuber-Türen aus Holz, die sich

als eigenständige Elemente in den in verschiedenen Farben

gehaltenen Ausstellungsräumen präsentieren.