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PORTAL

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Sehen die nicht alle verdächtig gleich aus? Egal ob Raum-

schiff, Auto oder Hochhaus, alles zerplatzt in einem rot glü-

henden Feuerball. Details? Herabregnende Trümmerteile?

Fehlanzeige. Der Feuerball lässt sich digital leicht rechnen,

Trümmerteile weniger. Wir entschieden uns daher für eine

echte Explosion und eine echte Tankstelle.

Das Schatzsucherglück wollte es, dass wir tatsächlich vor

den Toren Wismars eine stillgelegte Tankstelle entdeckten,

deren Besitzer uns nicht nur erlaubte, dort zu drehen, son-

dern das gute Stück auch noch in die Luft zu jagen. Einzige

Bedingung: Am Ende der Dreharbeiten musste alles wieder

genauso aussehen, wie zuvor.

Das Drehbuch verlangte die Tankstelle für drei Filmszenen

in drei verschiedenen Erhaltungszuständen: als intakte, in

Betrieb befindliche Tankstelle vor, als dramatischer Feuer-

pilz während und als eine circa ein Jahr alte Brandruine

nach der Explosion.

Natürlich hätten wir erst mit der Ruinen-Szene anfangen sol-

len. Eine Ruine als Ruine zu verwenden wirkt naheliegend.

Leider konnten aber mehrere Darsteller am geplanten Dreh-

tag nicht kommen. Jetzt wurde es kompliziert. Wir mussten

die Dreharbeiten mit der intakten Tankstelle beginnen. Mit

einem Lkw voller Baumaterialien wurde die Ruine aus ihrem

fast 20-jährigen Dornröschenschlaf geweckt. Die Wände

geweißelt, die Fenster neu verglast, das eingestürzte Vor-

dach mit lichtdurchlässigen Wellplatten ausgebessert, Strom

gelegt, Zapfsäulen verschraubt, das Tankstellen-Schild

installiert, der Verkaufsraum eingerichtet, Preistafeln einge-

schaltet. Die Revitalisierung gelang so gut, dass sich abends

vor unserem Film-Set eine Schlange tankwilliger Autofahrer

bildete. Dann, für die Explosionsszene, wurde wieder umge-

baut. Sie sollte mit drei Kameras gleichzeitig gedreht wer-

den. Eine Totale in mittlerer Zeitlupe, ein Detail der brennen-

den Zapfsäule in Echtzeit und eine Halbtotale aus Vogelpers-

pektive in Ultra-Zeitlupe. Wir wollten den Feuerpilz quasi in

die Kameralinse heraufsteigen sehen und hängten dazu die

35-mm-Kamera an einem Kranausleger über das Tankstel-

lenvordach. Die Wellplatten des Vordaches wurden vorab

gelöst, damit die Explosion das transluzente Dach erst

erleuchten und dann problemlos durchstoßen konnte. Die

Dreharbeiten endeten mit der Verwandlung der explosions-

beschädigten Tankstelle in eine circa ein Jahr alte Brand-

ruine. Die Zapfsäulen wurden entfernt, die Scheiben des

Verkaufsraums eingeschlagen, die Neonreklamen abge-

schraubt, die Wände in schmierigem Graubraun getüncht

und Rostfahnen auf die Stahlstützen des Tankstellendaches

gepinselt. Und dann, als auch diese Szene abgedreht war,

erfüllten wir dem Besitzer seinen Wunsch und stellten die

Die für die Produktion umgebaute Tankstelle

Explosion der Tankstelle