Background Image
Previous Page  5 / 35 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 5 / 35 Next Page
Page Background

Shanghai PitBuilding

5

Peter

Wahl

,

Dipl.-

DR. HERBERT KECK

geboren 1957 in Wien

Architekturstudium an der TU Wien

Mitarbeit im Atelier Prof. Gieselmann

Universitätsassistent am Institut für

Wohnbau, TU Wien

Promotion mit Dissertationsthema

„Auto und Architektur“

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am

Institut für Architektur und Entwerfen,

Abteilung für Wohnbau und Entwerfen,

TU Wien

Forschungsauftrag und Fachpublika-

tionen zum Thema Hotelbau

Mehrere prämierte Wettbewerbsprojek-

te gemeinsam mit Konrad Schermann

und Werner Stolfa

gung der Autos wurde freilich nur für Le Corbusiers begüter-

te Klientel zum Thema. Bei seinem Mehrfamilienwohnhaus

in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung war die Zeit noch

nicht reif dafür. Eine Garage wurde ihm aus Kostengründen

verweigert.

Die autogerechte Stadt: ein radikaler Fehlschlag?

Dass das Auto radikal die Stadt verändern würde, war Le

Corbusier klar. So forderte er in seinem 1925 vorgelegten

Plan Voisin, das gesamte Pariser Stadtzentrum bis auf weni-

ge Sehenswürdigkeiten abzureißen und durch 200 Meter

hohe Hochhäuser zu ersetzen, zwischen denen die Autos

ungehindert durchfahren hätten können. Die Funktion der

Straßen hätte sich vollständig gewandelt. Sie wären, zum

reinen Verkehrsträger umfunktioniert, zu Vorläufern unserer

Stadtautobahnen geworden. Die Straße über den Erdboden

zu erheben, war auch Thema seiner anderen Stadtplanun-

gen. Die Idee dazu holte er sich bei einem Besuch der von

Giacomo Matte-Trucco 1923 entworfenen Fiat-Fabrik in

Turin-Lingotto, auf deren Dach sich eine 500 Meter lange

Renn- und Teststrecke befindet. Für Algier, Montevideo, Sao

Paolo und Rio de Janeiro schlug er als Stahlbetongerüste

konzipierte Viadukte vor, über die Stadtautobahnen geführt

und in die Wohnungen hätten eingebaut werden sollen.

Das Auto veränderte nicht nur die Grundlagen des Städte-

baus und die Produktionsbedingungen von Architektur, es

war auch Initiator neuartiger Gebäudetypen: Zu seiner

Versorgung benötigte es Tankstellen, deren riesige Dächer

bald das Landschaftsbild prägten. In Symbiose mit dem

Hotel entstanden Motels, bei denen der Gast mit dem Auto

bis zur Zimmertür gelangen konnte. Um aus dem Auto erst

gar nicht aussteigen zu müssen, tauchten vor allem in den

USA Drive-In-Restaurants, -Banken, -Kinos, ja sogar -Kir-

chen auf. Zu seiner eigenen Unterbringung mussten natür-

lich Parkgaragen gebaut werden – eigene Häuser für Autos.

Während die alten Stadtkerne Europas in einem permanen-

ten Dauerclinch mit dem Automobil stecken und nur durch

immer neue „Notverordnungen“ (Fahrverbote, Kurzpark-

zonen, Citymaut etc.) des ungeliebten Störenfriedes Herr zu

werden versuchen, setzte sich das Auto in den neuen

Stadtplanungsgebieten an den Stadträndern als alleiniges

Maß aller Planungen durch. Das Auto förderte die flächige

Ausdehnung der Städte, die Besiedlung riesiger Einfamilien-

hausgebiete, die Zersiedelung der Landschaft. Schon 1933

wurde die von Clarence Stein und Henry Wright geplante

Gartenstadt Radburn als erste „Gartenstadt des Automobil-

zeitalters“ fertig gestellt. Das dabei angewandte Prinzip des

kammartigen Ineinandergreifens von Stichstraßen für Autos

und Fußgänger übernahm Hans Bernhard Reichow in seiner

„Autogerechten Stadt“ aus den 1950er-Jahren.

Doch wohin mit dem „ruhenden Verkehr“? Einmal abgestellt,

hat das Auto jeden Reiz an Mobilität verloren, steht nur noch