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Der Stadtbezirk Gadderbaum liegt südlich des Bielefelder

Zentrums, eingebettet in die Höhenzüge des Teutoburger

Waldes. Dort wo der „Bielefelder Pass“ viele Verkehrs-

wege bündelt, liegt das flächenmäßig kleinste Viertel der

Stadt, in dem gleich zwei der prominentesten Unterneh-

men Bielefelds ansässig sind: die Dr. Oetker-Gruppe mit

ihrem Werksgelände direkt neben dem großen Güterbahn-

hof und die 1876 gegründeten v. Bodelschwinghschen

Anstalten im ebenfalls zu Gadderbaum gehörenden

Ortsteil Bethel.

Hier, in einem ruhigen Wohngebiet am Rande des Stadt-

teils, hat der Architekt Heinrich Martin Bruns ein Wohn-

haus für zwei Personen errichtet. Eingebettet in die Höhen-

züge des Teutoburger Waldes, in fußläufiger Nähe des

Naturparks Eggegebirge, liegt der skulpturale Baukörper,

der sich an ein Haus aus den 60er-Jahren angliedert. Ein

fünf Meter breiter, dreigeschossiger Gebäuderiegel mit

einer Länge von etwa 14 Metern schiebt sich quer zur

Straße in den Hang. In einer Umgebung, die von zweige-

schossigen, satteldachgedeckten Wohnhäusern geprägt

ist, wirkt der Anbau wie ein Fremdkörper. Die schmale

bebaubare Grundstücksfläche und die Einhaltung der ge-

botenen Abstandsflächen zur Grundstücksgrenze zwangen

die Architekten zu der ungewöhnlichen Form des Neubaus.

Fensteröffnungen unterschiedlicher Form gliedern den

weißen, schlichten Baukörper: Schmale Fensterschlitze

belichten den Eingangsbereich und das Treppenhaus,

großformatige Fenster die Aufenthaltsbereiche. Mit einer

Eckverglasung öffnet sich das Gebäude Richtung Süd-

westen zur Straße und erlaubt Nachbarn und Passanten

einen großzügigen Blick in sein Innenleben. Seitlich

schließt sich eine Garage an, deren Dachfläche dem Ober-

geschoss als Terrasse dient. Den einzigen farbigen Akzent

in der weiß verputzten Fassade bildet die rote Eingangstür,

die ins ebenerdige Keller- und Eingangsgeschoss führt.

Über eine einläufige, gerade Treppe entlang der Außen-

wand gelangt man in die oberen Geschosse. Fließende

Raumübergänge vermitteln trotz des schmalen Grundrisses

Offenheit. Im Obergeschoss befindet sich der Wohnbereich

mit Küche. Der hinter der Glasfassade liegende, zweige-

schossige Essbereich bildet das extrovertierte Zentrum des

häuslichen Lebens. Von hier aus bieten sich zahlreiche

Sichtbezüge innerhalb des Gebäudes. Aus dem Oberge-

schoss ragt der orange-rote Kubus des Badezimmers in

den Luftraum. Eine Teilverglasung ermöglicht dem Benutzer

einen Blick quer durch den Raum auf den Teutoburger

Wald. Auch das Dachgeschoss folgt dem Thema der Trans-

parenz: Von dem fast allseitig verglasten Schlafzimmer und

der Dachterrasse aus kann man einen Panoramablick über

die Hänge des Mittelgebirgszugs genießen.

Eine anthrazitfarbene Wandscheibe trennt die Treppe vom

restlichen Innenraum und unterteilt so zwischen Erschlie-

ßungs- und Wohnbereich. Die Fensterschlitze der Fassade

kehren als Einschnitte in der Wand wieder. Geschickt wur-

den hier hinter den Schnittflächen aus Glas Leuchten inte-

griert, die die Treppenläufe indirekt beleuchten. Die Fens-

terlaibungen hingegen sind in einem satten Rot-Orange

gestrichen, das die plastische Erscheinung des Bau-

körpers betont. Eine besondere Note erhält der Innenraum

durch die Treppenläufe aus feuerverzinktem Tränenstahl-

blech, die mit ihrem industriellen Charakter im Kontrast

zum dunklen Nussbaumparkett des Bodens stehen.

Dass sich auch schwierige Bauvorgaben zum Vorteil nutzen lassen, bewiesen

brunsarchitekten mit dem Neubau eines Einfamilienhauses in Bielefeld. Lediglich

fünf Meter breit durfte das Gebäude im Stadtteil Gadderbaum werden. Die Architek-

ten machten dieses Maß zum entwurfsentscheidenden Element und entwickelten

einen dreigeschossigen, schmalen Riegel, der seinen Bewohnern durch seine Trans-

parenz und Höhe weite Ausblicke in die Umgebung bietet.

5-Meter-Haus in Bielefeld