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Es ist stets eine besondere Aufgabe für einen Architekten,

das eigene Haus zu bauen. Denn wer kann besser die

eigenen Wünsche und Erwartungen umsetzen als man

selbst? Das Architektenpaar Ines M. Jauck und Tom

Kanngießer konnte sich diesen Traum erfüllen. Nach ihrem

Studium an der Bauhaus-Universität in Weimar hatten sie

bereits 2003 das Architekturbüro kanngießer jauck archi-

tekten in Erfurt gegründet. Mit einer Spezialisierung auf

privaten Wohnungsbau und Generationenwohnen lag es

nicht fern, das eigene Wohnhaus selbst zu entwerfen. Vier

Jahre nach der Bürogründung, im Frühling 2007, war es

dann soweit: das Architektenpaar zog in den fertiggestell-

ten Neubau in Gotha, indem sich zugleich die Büroräume

des Architekturbüros befinden.

Das Haus liegt nur wenige Kilometer westlich der ehemali-

gen Residenzstadt. Hier in Siebleben, dem größten Vorort

von Gotha, erwarben die Architekten ein Grundstück, des-

sen extrem schmaler und langer Zuschnitt sie zu einer

besonderen Gebäudeform inspirierte: ein langer, zwei-

geschossiger Riegel mit vollverglaster Südfassade streckt

sich gleich einem Fernrohr in Richtung Garten mit altem

Baumbestand. Die Nordfassade in Richtung Straße hinge-

gen zeigt sich eher geschlossen, lediglich lange, schmale

Fenster am oberen und rechten Gebäuderand lassen

Tageslicht ins Innere. Anthrazitfarbene Fassadenelemente

aus Faserzementplatten strukturieren die Nordfassade und

betonen die Eingangssituation des ansonsten weiß ver-

putzen Baukörpers. Die rote Eingangstür setzt einen weite-

ren farblichen Akzent.

Von seiner Umgebung setzt sich der Neubau deutlich ab:

inmitten eines gewachsenen, dörflich geprägten Orts-

gefüges sticht das Gebäude mit seiner klaren und sach-

lichen Form heraus. Die weiße „Wohnröhre“, wie die

Architekten sie nennen, soll sich von den satteldach-

gedeckten Nachbarhäusern abheben und sich eindeutig

der heutigen Zeit zuordnen lassen. Ein weiteres Ziel der

Architekten war es, das Wohnhaus so weit wie möglich zu

individualisieren: „Wir möchten so leben wie wir sind“,

sagt Ines M. Jauck zur Formgebung des Gebäudes

„geradlinig und offen“.

Im Inneren setzt sich die klare, kühle Formensprache fort:

wenige Materialien und Farben wie etwa die weiß ver-

putzten Wände, die anthrazitfarbenen Bodenfliesen im

Erd- und Kellergeschoss sowie der Parkettboden aus

Kirschholz im Obergeschoss unterstreichen den sachli-

chen und funktionalen Charakter des Wohnhauses. Das

Erdgeschoss und das Obergeschoss sind der Familie vor-

behalten. Im Souterrain befinden sich die Räume des

Architekturbüros, die über einen separaten Eingang an der

Westseite des Hauses zugänglich sind. Die leichte

Hanglage ermöglichte ein durchgehendes Fensterband,

sodass für eine gute Belichtung der Büroräume gesorgt

ist. Zentraler Ort des Hauses ist der offene Wohn- und

Essbereich im Erdgeschoss, der sich mit einer komplett

verglasten Fassade zu dem mit Obstbäumen bewachsenen

Garten öffnet. Ein zweigeschossiger Luftraum stellt eine

Verbindung zum Obergeschoss her, in dem die Schlaf-

zimmer liegen. Hier haben die Bewohner vom Balkon aus

einen Panoramablick auf den Inselberg, einen der höch-

sten Berge des Thüringer Waldes, sowie auf das Schloss

Friedenstein im Zentrum von Gotha, den größten frühba-

rocken Feudalbau in Deutschland.

Wohnhaus in Gotha

Am Fuße des Seebergs, mit Ausblick auf die Höhenzüge des Thüringer Waldes

– für den Bau ihres Wohnhauses wählten die Architekten Ines M. Jauck und Tom

Kanngießer den idyllisch gelegenen Gothaer Vorort Siebleben. Unweit des

Dorfzentrums planten und realisierten sie eine weiße „Wohnröhre“, in deren

Souterrain sie die Büroräume ihres Architekturbüros integrierten.

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