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ger Wert gelegt hätten, wenn Sie das Haus für einen ande-
ren Kunden geplant hätten?
INES M. JAUCK:
Eine Besonderheit gibt es bei unserem
eigenen Haus nicht. Letztlich haben wir das gemacht, was
wir immer machen. Unser Planungsgrundsatz ist es,
Gebäude in einem Höchstmaß zu individualisieren. Das
bedeutet für uns, in intensiver Auseinandersetzung mit dem
Auftraggeber die an das Gebäude gestellten Anforde-
rungen zu ergründen und in ihrer vollen Komplexität bau-
lich zu beantworten. Folgerichtig bedeutet die Individuali-
sierung des eigenen Hauses die kompromisslose Um-
setzung des Entwurfsgedankens. Vielleicht ist das die
Besonderheit des eigenen Hauses.
PORTAL:
Würden Sie beim nächsten Bauvorhaben wieder
„sich selbst“ engagieren? Wenn nicht, von welchem
Architekten würden Sie sich sonst gern einmal Ihr Haus
bauen lassen?
INES M. JAUCK:
Ja.
PORTAL:
Viele Architekten planen heutzutage schon gar
keine Einfamilienhäuser mehr, weil sich diese Aufträge
ihrer Meinung nach nicht „rechnen“. Hätten Sie das Haus
in Gotha auch gebaut, wenn Sie nicht selbst der Bauherr
gewesen wären?
INES M. JAUCK:
Prinzipiell bedienen wir jeden Bauherrn;
egal, ob er mit einem Balkon, einer Garage oder einem 100-
Millionen-Objekt an uns herantritt. Inwieweit sich eine
Planung „rechnet“ oder nicht, liegt lediglich an uns bezie-
PORTAL IM GESPRÄCH
MIT INES M. JAUCK
PORTAL:
Hand aufs Herz: Wie war die Zusammenarbeit
zwischen Bauherr und Architekt bei diesem Gebäude?
Ging es immer harmonisch zu?
INES M. JAUCK:
Äußerst harmonisch. Der gestalterische
und funktionale Anspruch war klar definiert und musste
nicht erst kompliziert in Worte gefasst werden. Insofern
gab es keine Kommunikationsdefizite. Bauherreninterne
Unstimmigkeiten darüber, wie groß zum Beispiel die
Werkstatt für den Mann und der Hauswirtschaftsraum für
die Frau sein müssen, sind schon weit vor der Baumaß-
nahme ausdiskutiert worden. Diese Art von Stress gab es
bei uns glücklicherweise nicht.
PORTAL:
Wie lautete das „Architektenbriefing“ für den
Entwurf? was waren Ihre wichtigsten Forderungen an das
neue Haus?
INES M. JAUCK:
Hier sind im Wesentlichen drei Dinge zu
erwähnen: 1.) Die Funktionalität steht im Vordergrund. Aus
dieser leitet sich alles Weitere ab. 2.) Die Nachhaltigkeit
einerseits in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit und Energie-
effizienz, andererseits hinsichtlich eingesetzter Materialien.
3.) Die Einhaltung des Kostenlimits. Die gesetzten Bau-
kosten waren nicht dehnbar. In diesem Punkt arbeiten wir
stets sehr genau, denn eine Erhöhung der Baukosten, ohne
dass sie eine Erhöhung des Standards nach sich zieht,
führt bei Bauherren zu Unzufriedenheit.
PORTAL:
Gab es Besonderheiten, die Sie in Ihrem eigenen
Haus gern verwirklicht sehen wollten und auf die Sie weni-
Die Beziehung zwischen Architekt und Bauherr ist nicht immer einfach. Vor allem
der private Wohnungsbau erfordert von Architekten besondere Sensibilität für die
Wünsche der späteren Nutzer. Wie verläuft der Planungs- und Bauprozess jedoch,
wenn Planer und Bauherr ein und dieselbe Person sind? PORTAL sprach mit Ines M.
Jauck über die Erfahrung, als Architekt das eigene Wohnhaus zu planen.