![Show Menu](styles/mobile-menu.png)
![Page Background](./../common/page-substrates/page0004.png)
4
Verhältnissen, ganze Familien teilten sich einzelne Zimmer. In
Berlin errichteten Menschen ohne Wohnung sogar kleine
Lauben in den Hinterhöfen der großen Wohnblocks. Hausein-
gänge und Höfe wurden zu Lebensräumen, in denen Kinder
spielten und Erwachsene sich trafen. Die Haustüre grenzte zu
dieser Zeit – im Gegensatz zu heute – also meist nicht Indivi-
dualbereiche gegen einen öffentlichen Raum ab, sondern
lediglich das Gebäudeinnere vom Außenbereich. Gewohnt
aber wurde auf beiden Seiten. Die Schutzfunktion der Türe
war eine andere als heute; Haustüren hatten daher meist
auch außen eine Klinke und nicht wie heute einen Knauf.
Meist wurde der Eingang durch Architekturelemente wie
Treppen, Halbsäulen und Architrave betont. Türen des 19.
Jahrhunderts waren in der Regel streng symmetrisch, und
ihre Oberfläche durch Friese in kleine Felder unterteilt, da die
Materialien für Füllungen – Glas wie Massivholz – noch keine
großen Flächen erlaubten. Dafür besaßen die Türen einen
hohen Variantenreichtum in Flächengliederung, Profilierung
und Ornamentik. Dekorelemente lenkten zwar die
Aufmerksamkeit auf sich, ließen aber den konstruktiven
Aufbau der Tür sichtbar. Die komplette Konstruktion war
innen wie außen für jedermann nachvollziehbar.
Standardisiert, rationalisiert, aufgeräumt: Die 20er-Jahre
Nach dem ersten Weltkrieg galt es, die Wohnungsnot zu lin-
dern. Zugleich setzte sich der Anspruch durch, soziale
Konzeptionen in die Realität umzusetzen. Lebensqualität
VERSCHLUSSSACHE UND VISITENKARTE:
DIE HAUSTÜR IM WANDEL DER ZEITEN
Die Haustür führt in der Architektur ein Doppelleben: Sie soll
Schutz bieten vor unerwünschten Besuchern. Dafür setzen
wir massive Konstruktionen und ausgefeilte Technik ein.
Einbruchsicherheit ist ebenso gefragt wie Schutz vor Hitze,
Lärm und Staub. Dabei ist die wesentliche Aufgabe der
Haustüre eigentlich eine Ventilfunktion: Sie sitzt in der wich-
tigsten Öffnung des Hauses; Besitzer, Bewohner und Besu-
cher gehen hier ein und aus, Katze und Kinderwagen, Sofa
und Saftflaschen werden durchtransportiert.
An älteren, großbürgerlichen Häusern sind häufig noch als
Portal gestaltete Haupteingänge mit Treppe und Vordach zu
sehen. Ihre Erbauer wollten den Eintritt in das Haus zelebrie-
ren können: Wer das Portal durchschritt, hatte zumindest
einen gewissen Status – der Nebeneingang war dem
Personal vorbehalten oder ermöglichte bei Bedarf das dezen-
te, schnelle und möglichst unbemerkte Verlassen des Hauses.
So viel Aufwand ist heute offensichtlich nicht mehr notwen-
dig, offene Hintertürchen sind seltener geworden. Dennoch
ist eine Haustür im Empfinden ihrer Besitzer und Benutzer
noch immer mehr als ein reines Funktionsbauteil: Ihr reprä-
sentativer Charakter ist geblieben.
Ein Leben vor der Tür am Ende des 19. Jahrhunderts
Die Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts veränderte
wesentlich die Wohnstruktur. Eine riesige Bevölkerungsver-
lagerung vom Land in die Großstädte fand statt. In den
Zentren wohnten abertausende Menschen in beengten
Haustüren gehören zu den vielseitigsten Bauteilen jedes Wohnhauses: Sie sollen
Besucher anziehen und unerwünschte Eindringlinge fernhalten. Früher repräsentier-
ten sie den Status des Hausbesitzers, heute dokumentieren sie eher dessen persönli-
chen Geschmack. Der folgende Exkurs in die Geschichte der Haustür zeigt: Die
Gestaltungsfreiheit hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte immer weiter vergrößert
– und sollte auch künftig von Architekten und Herstellern ernst genommen werden.