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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
über die nicht immer konfliktfreie Zusammenarbeit zwi-
schen Architekten und Bauherren ließen sich ganze
Bücher schreiben (und wurden teilweise auch schon
geschrieben). Unlängst berichtete uns eine Architektin vom
Bau des Hauses für ihre Eltern: Als sie den Auftrag annahm,
stellte sie sogleich klar, dass nur sie und sonst niemand
über die Gestaltung des Hauses entscheiden würde.
Nun besitzt nicht jeder dem Bauherrn gegenüber dieses
Standing. Die Wünsche des Auftraggebers sind daher bei
jedem Hausbau eine Größe, die es zu berücksichtigen gilt.
Die Konflikte, die dies in sich birgt, hat Hermann Muthesius
schon vor 90 Jahren genau beschrieben: „Es gibt auch son-
derbare, schrullenhafte, ja unmögliche Bauherrenwünsche.
Wenn der Architekt diese ausführen würde, so wäre dies
unter Umständen verhängnisvoll für den Bauherrn selbst.“
Aber: „Dass der Bauherr seine Wünsche aufs Allerge-
naueste äußert, ist nicht nur zulässig, sondern sogar unbe-
dingt notwendig. Je ausführlicher er zunächst selbst das
durchdacht hat, was er will, um so einfacher und fruchtrei-
cher ist die Arbeit des Architekten.“
In dieser Ausgabe von PORTAL berichten wir ausnahmslos
über Bauherren, die genau wussten, was sie wollten – und
über Architekten, die diese Wünsche in gute Architektur
umgesetzt haben. Am einfachsten war dies sicher im Falle
des Wohn- und Bürohauses von kanngießer jauck architek-
ten in Gotha: Wo der Architekt in Personalunion zugleich
Bauherr ist, geht es in der Regel harmonischer zu als sonst.
Das hat uns auch Ines M. Jauck im Interview bestätigt.
Mutige Bauherren hatten auch Spiekermann Architekten
beim Haus Börger in Rheda-Wiedenbrück: „Extravagant,
individuell und besonders“ lautete ihr Briefing für den Neu-
bau. Dass die Baubehörde an dieser Stelle lieber ein Fach-
werkhaus gesehen hätte, machte den Fall zusätzlich pikant.
Am Ende des Bauprozesses waren jedoch alle skeptischen
Stimmen verstummt: Die Architekturqualität überzeugte.
Eine nicht minder mutige, aber im Stadtraum weniger prä-
sente Lösung haben Titus Bernhard Architekten mit dem
Haus L. am Steilufer des Lech in Landsberg realisiert. Das
Haus verschwindet nahezu komplett im Hang; sichtbar ist
eine äußerst filigrane Glaskonstruktion, deren Realisierung
nicht zuletzt den Fähigkeiten des Bauherrn – eines Trag-
werksplaners – zu verdanken ist.
Ein Stück bauherrliche Selbstverwirklichung steckt immer
auch in einem Bauelement, das unserem Unternehmen
besonders am Herzen liegt: Die Haustür ist Visitenkarte
eines jeden Hauses; hier drückt sich wie kaum sonst
irgendwo die Individualität der Bewohner aus. Wie dies
geschieht, und wie sich Haustüren im Laufe der Geschichte
verändert haben, erläutert Reinhard Gall in seinem Beitrag
auf den folgenden Seiten. Viel Vergnügen!
EDITORIAL
Martin J. Hörmann, Thomas J. Hörmann und Christoph Hörmann
Persönlich haftende Gesellschafter
3
Thomas J. Hörmann
Christoph Hörmann
Martin J. Hörmann