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Nicht nur (infra-)strukturell, sondern auch äußerlich besteht derzeit für

viele Krankenhäuser Erneuerungsbedarf. Hier die Entwurfsplanung (rechts

unten) für das Krankenhaus St. Josef in Dudweiler (Architekten: Arbeits-

gemeinschaft Lüder F. Clausdorff, Marburg, und Willi Latz Arus, Püttlingen).

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LÜDER CLAUSDORFF:

Bei Abteilungen mit hohem operati-

vem Aufwand, in denen Innovationen schnell aufeinander

folgen – etwa in der Radiologie – können Sie eine Halb-

wertszeit von 10 Jahren bis zum erstmaligen Umbau anset-

zen. In anderen Bereichen liegt der Richtwert bei 25

Jahren. Danach sind dort meist auch die technischen

Anlagen am Ende ihrer Lebensdauer angelangt oder müs-

sen an neue gesetzliche Standards angepasst werden.

Guter Krankenhausbau beruht im Wesentlichen auf zwei

Faktoren: gute Architektur – außen wie innen – und Funk-

tionalität. Prozessoptimierung ist das Gebot der Stunde –

das heißt: mit den vorhandenen Flächen und dem vorhan-

denen Personal beste Ergebnisse zu erbringen. Hier domi-

nieren derzeit zwei Tendenzen: Erstens haben zunehmende

ambulante Operationen zu Umbauten in den OP-Bereichen

geführt. Darüber hinaus nehmen ganz allgemein die ambu-

lanten Behandlungen zu. Dabei gilt, wie in jeder guten

Arztpraxis: Lange Wartezeiten sind passé. Doch viele

Krankenhäuser sind an diese neue Situation noch nicht

angepasst, weil ihre Untersuchungsbereiche noch immer

für stationäre Patienten konzipiert sind.

PORTAL:

Für wie groß halten Sie den Bedarf an neuen

Krankenhäusern, Erweiterungen und Umbauten in den

nächsten Jahrzehnten?

LÜDER CLAUSDORFF:

In Deutschland herrscht in Sachen

Krankenhausbau derzeit ein gigantischer Investitionsstau.

Ganze Bundesländer haben ihre Krankenhausförderung um

mehr als die Hälfte reduziert. Ein Teil der Krankenhäuser

muss sich daher wie jedes Wirtschaftsunternehmen Geld

bei der Bank leihen, um Investitionen tätigen zu können.

Viele Betreiber wählen Public-Private-Partnership (PPP)-

Modelle oder ähnliche Finanzierungsformen, um dringend

erforderliche Um- oder Neubauten zu finanzieren.

Seit Jahrzehnten wird in Deutschland über die so genannte

„Monistik“ diskutiert. Dieses Modell besagt, dass die

Krankenhäuser nicht nur für Behandlungen, sondern auch

für Investitionen Geld von den Krankenkassen bekommen.

Im Grunde ist der Ansatz sinnvoll, weil er den Kranken-

häusern eine sichere und langfristige Planung erlauben

würde. Er wird allerdings politisch nicht gefördert, weil die

Parteien die Krankenkassen-Beiträge niedrig halten wollen.

Dass jetzt auch noch die öffentlichen Investitionsbeiträge

reduziert wurden, erschwert die Situation zusätzlich.

Andererseits sieht man am Erfolg der neuen Finanzierungs-

modelle, dass sich mit Krankenhäusern offenbar Geld ver-

dienen lässt – kein Aktienunternehmen würde schließlich in

Immobilien investieren, wenn diese keinen Gewinn abwer-

fen würden.