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Verschärfung der Lüftungsvorschriften während der Bauzeit
zu verdanken. Die Schächte waren bereits betoniert, und so
blieb nichts anderes übrig, als die neuen, größeren Lüf-
tungsleitungen außen anzubringen. Mit der heutigen, effizi-
enteren Lüftungstechnik könnte ein Großteil dieser Anlagen
wieder abgebaut werden.
PORTAL:
Wie weit kann Krankenhausgestaltung in einer
Situation gehen, in der bauliche „Extras“ seitens der Öffent-
lichkeit vielfach als Luxus beargwöhnt werden?
LÜDER CLAUSDORFF:
Für mich hängt gute Gestaltung nicht
mit Luxus zusammen. Natursteinverkleidungen und
Freischwinger von Mies van der Rohe sind keine unver-
zichtbaren Ingredienzien baulicher Qualität, aber sie fallen
dem Patienten natürlich als „teuer“ auf. Bei der Fassa-
dengestaltung sollte zum Beispiel ein größeres Augenmerk
auf die Bauphysik als auf Repräsentation gelegt werden.
Sicher sind Doppelfassaden teuer – aber Krankenzimmer
mit 40 Grad sind auch unerträglich, und da ist eine ther-
misch „intelligente“ Architektur in jedem Fall besser und
langfristig preisgünstiger als eine künstliche Klimatisierung.
PORTAL:
Oft wird vergessen, dass Krankenhäuser nicht nur
für Patienten, sondern auch für die Ärzte angenehme Auf-
enthaltsorte sein müssen. Wie stehen deutsche Kranken-
häuser diesbezüglich im internationalen Vergleich da?
LÜDER CLAUSDORFF:
Verglichen mit der Situation etwa in
den USA ist die räumliche Ausstattung von Klinikärzten in
Deutschland regelrechter Luxus. Hierzulande sind Chefarzt-
zimmer von 24 Quadratmetern die Regel; selbst ein Assis-
tenzarzt verfügt noch über 18 Quadratmeter. Oft werden
diese Zimmer dann nur drei bis vier Stunden täglich genutzt.
PORTAL:
Wie viele Architekturbüros in Deutschland sind
derzeit in der Lage, ein größeres Krankenhaus zu planen?
LÜDER CLAUSDORFF:
Aus meiner Sicht sind es rund 50
Büros – mehr nicht, da die Büros, um eine gewisse Konti-
nuität zu wahren, immer an mehreren Aufträgen parallel
arbeiten müssen. Zudem werden die auf Krankenhaus-
bauten spezialisierten Büros immer größer. Wenn sie
schrumpfen, gefährden sie damit zukünftige Aufträge, denn
auch die Auftraggeber bevorzugen immer größere Büros.
PORTAL:
Wie muss ein Planungsbüro aufgestellt sein, das
im Krankenhausbau Erfolg haben will? Ist es mittlerweile
PORTAL IM GESPRÄCH
MIT PROF. LÜDER CLAUSDORFF
unabdingbar, alle Planungsleistungen als Generalplanung
aus einer Hand anzubieten?
LÜDER CLAUSDORFF:
Es muss ständig im Krankenhausbau
tätig sein und aktuelle Projekte vorweisen können, es muss
für Spezialaufgaben wie den Bau von Operationssälen qua-
lifiziert sein und auch dafür besondere Nachweise führen.
Im Grunde ist das nachvollziehbar. Ich bin auch als Gutach-
ter tätig, und bei manchen, schlecht geplanten Kranken-
häusern tun mir die Betreiber regelrecht leid. Solche
Häuser sind in der Regel nicht wirtschaftlich zu betreiben.
Generalplanung ist grundsätzlich eine zweischneidige
Sache. So lange ich als Architekt mit selbst gewählten
Partnern kooperieren kann, ist das ein Vorteil. Wenn uns
Auftraggeber dagegen „überreden“, mit unbekannten
Partnern zusammenzuarbeiten, wird die Angelegenheit
schwieriger. Schließlich sind Generalplaner für die
Planungsleistung allein haftbar, und da kann zum Beispiel
die Insolvenz eines Ingenieurbüros fatale Konsequenzen
haben. Für den Bauherrn gestaltet sich die Zusammenarbeit
mit einem Generalplaner natürlich leichter: Er hat nur noch
einen Ansprechpartner.
PORTAL:
Durch die Pflicht, für die Zulassung zu einem
Wettbewerb Referenzbauten vorzuweisen, sind die Kran-
kenhausarchitekten in Deutschland mittlerweile zu einer
„geschlossenen Gesellschaft“ geworden. Stimmen Sie zu?
LÜDER CLAUSDORFF:
Im Prinzip ja. Bei Wettbewerben gibt
es allerdings – sofern der Bauherr nicht darauf besteht,
sich ausschließlich auf erfahrene Büros zu beschränken –
zunehmend die Tendenz, über eine Art „Wildcard“ auch ein
junges, kreatives Nachwuchsbüro zuzulassen, das dann in
der Regel mit einem erfahrenen Büro zusammenarbeitet.
Ich denke, dass diese Teambildung ein interessanter Ansatz
ist, um zu neuen Ideen zu gelangen. Durch die Mitarbeit
erfahrener Architekten im Team lassen sich die Bauherren
gelegentlich sogar überzeugen, den Nachwuchsarchitekten
tatsächlich den Planungsauftrag zu erteilen. Eine
Ausnahme sind allerdings die ganz großen Projekte, bei
denen das Sicherheitsdenken überwiegt.
PORTAL:
Welche „Halbwertszeit“ hat ein durchschnittlicher,
neuer Krankenhausbau heute – angesichts sich ständig
verändernder technischer Anforderungen?
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