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Circuit Park Zandvoort
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Peter Wahl
, Dipl.-
Ing.Architekt,
Geschäftsführer und
Krankenhäuser, die nicht mehr lebensfähig sind, werden
viel häufiger zu Alten- oder Pflegeheimen umgebaut, gele-
gentlich auch zu Hotels. Ein anderes Konzept verfolgen zum
Beispiel die Rhön-Kliniken: Sie errichten „Portalkliniken“ mit
teilstationärer Diagnostik, aber ohne stationäre Versorgung
und hohen apparativen Aufwand. Eine weitere interessante
Entwicklung: Fast alle großen Krankenhausbetreiber kaufen
so genannte „Kassensitze“, also Zulassungen für niederge-
lassene Ärzte an einem bestimmten Ort. Diese Zulassung ist
nicht an Personen gebunden und verkäuflich. In der Folge
entstehen so genannte Ärztehäuser oder medizinische
Versorgungszentren, die meist in der Nähe der Kliniken lie-
gen und diesen die Patienten zuweisen.
PORTAL:
Können Sie uns ein Beispiel für ein (Akut-)
Krankenhaus nennen, das sein Angebot – und damit seine
bauliche Struktur – erfolgreich in Richtung Vorsorge und
Wellness erweitert hat?
LÜDER CLAUSDORFF:
Ein Beispiel ist das Klinikum
Starnberg, wo aus einem traditionellen Krankenhaus ein
Gesundheitszentrum mit Einrichtungen unterschiedlicher
Dienstleister erwachsen ist, die eine interdisziplinäre medi-
zinische Versorgung anbieten. Sie reicht vom Ärztehaus
über ambulante Einrichtungen und einen Reha-Bereich bis
hin zur Kinderbetreuung und einem Bereich, in dem ältere
Patienten ohne Angehörige nach ihrem Klinikaufenthalt
noch so lange betreut werden, bis sie wieder in ihrer eige-
nen Wohnung leben können.
PROF. LÜDER CLAUSDORFF
geboren 1946 in Wesermünde
1966-1970 Studium Holz- und Betriebs-
technik sowie Innenarchitektur
in Hildesheim
1970-1975 Architekturstudium an der
Technischen Universität Berlin
1976-1993 Sachgebietsleiter Kranken-
hausbau, Hochschulbau,
Denkmalgeschützte Baumaß-
nahmen am Hochschulbauamt
Marburg
seit 1993 Professur an der Fachhoch-
schule Gießen/Friedberg,
Fachbereich Krankenhaus-
und Medizintechnik
Mitglied im Bund Deutscher
Architekten – Arbeitskreis
Krankenhausbau und Gesund-
heitswesen sowie in der Inter-
national Union of Architects,
Public Health Group
1998-2001 Mitglied im Sonderausschuss
Krankenhausbau, DIN
Deutsches Institut für
Normung, Berlin
seit 2000 Gründungsmitglied der
International Academy for
Design and Health, Stockholm
seit 2005 Mitglied im GUPHA – Global
University Programs in
Healthcare Architecture
Es gibt auch eine extreme Entwicklung in andere Richtung:
Vor einigen Jahren fand in den Niederlanden ein Ideen-
wettbewerb zum „Krankenhaus der Zukunft“ statt. Im Mittel-
punkt stand dabei die Frage, welche Einrichtungen ein
Krankenhaus zwingend vorhalten muss, um zu funktionieren.
Das Ergebnis war, dass nur 50 Prozent der Flächen wirklich
notwendig sind, wenn zum Beispiel Wäscherei und Steri-
lisation, aber auch die Verwaltung ausgelagert werden.
Konsequent zu Ende gedacht, bedeutet dies, dass die Kran-
kenhäuser wieder in die Stadtzentren zurückkehren könn-
ten, aus denen sie sich auf Grund hoher Grundstückspreise
fast völlig zurückgezogen haben. In Deutschland wurden
diese Konzepte bislang nicht umgesetzt, aber es gibt andere
Ansätze – etwa Public-Private-Partnership- oder Leasing-
Modelle – bei denen der Krankenhausbetreiber nicht mehr
Eigentümer des Grundstücks und des Gebäudes ist.
PORTAL:
Sollte das „Krankenhaus von morgen“ sich durch
seine Öffnung zur Umgebung und zur Gemeinschaft aus-
zeichnen, so ist das Klinikum in Aachen vermutlich das
Paradebeispiel eines „Krankenhauses von gestern“. Wie
stehen Sie zu diesem Gebäude?
LÜDER CLAUSDORFF:
Das Aachener Klinikum markierte den
Zenit der Entwicklung aus den 60er Jahren, die darauf
abzielte, alle Funktionen unter einem Dach unterzubringen.
Die Idee stammte jedoch nicht von den Architekten, sondern
war politisch gewollt. Sein Aussehen, das an eine Raffinerie
erinnert, hat das Gebäude übrigens einer nachträglichen