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Reihenfolge, wie Untersuchungen ergeben haben: erstens
die Freundlichkeit des Personals, zweitens die Essens-
qualität und drittens die Qualität der räumlichen Umgebung.
In gewisser Weise ist diese Reihenfolge nachvollziehbar.
Auch ich habe in Krankenhäusern schon Umgangsformen
erlebt, die ich mir in einem Hotel nicht gefallen lassen
würde. Andererseits zahlen Sie für ein Krankenbett (im
Mehrbettzimmer und noch ohne Behandlungskosten) leicht
400 Euro pro Nacht, während Sie bereits für 100 Euro ein
sehr akzeptables Hotelzimmer finden.
PORTAL:
Sehen Sie unser Gesundheitssystem auf dem Weg
zu einer Zwei- oder Mehrklassenmedizin?
LÜDER CLAUSDORFF:
Die Beobachtung ist sicher richtig.
Ob die Trennlinie zwischen den Einrichtungen allerdings
entlang der Grenze zwischen privat und gesetzlich
Versicherten verlaufen wird, lässt sich noch nicht vorhersa-
gen. Noch ist der Anteil gesetzlich Versicherter so hoch,
dass sich für ein normales Krankenhaus – ausgenommen
vielleicht Schönheitskliniken – die reine Konzentration auf
Privatpatienten nicht rechnet.
PORTAL:
Ein oft prognostizierter Trend ist die Umwidmung
der Krankenhäuser zu Vorsorge- und Wellnesszentren.
Können herkömmliche Krankenhäuser dies wirklich leisten,
oder sind hierfür nicht völlig neue Institutionen gefragt?
LÜDER CLAUSDORFF:
Ich sehe keinen wirklichen Trend zur
Umwidmung, da an Wellnesszentren schon im Bezug auf
ihre Lage völlig andere Anforderungen gestellt werden.
PORTAL IM GESPRÄCH
MIT PROF. LÜDER CLAUSDORFF
PORTAL:
Gesundheitsexperten zeichnen für die Zukunft das
Bild des „mündigen“ Patienten, der wie der Kunde im
Supermarkt zwischen Angeboten unterschiedlicher
Dienstleister wählt. Wie weit ist Deutschland auf dem Weg
zum „Gesundheitssupermarkt“ wirklich fortgeschritten?
LÜDER CLAUSDORFF:
Ich denke, dass wir jetzt schon über
einen recht differenzierten Gesundheitsmarkt verfügen. Das
liegt zum einen an den beiden Versicherungssystemen in
Deutschland, der gesetzlichen und der privaten Kranken-
versicherung. Schon jetzt hat ein großer Teil der Versicher-
ten Zusatzpolicen abgeschlossen, sei es für Chefarzt-
Behandlungen oder für die Unterbringung in Einzel- oder
Zweibettzimmern. Auch in der Vorsorge und Prävention wer-
den zunehmend Angebote für betuchte Patienten geschaf-
fen, zum Beispiel „Gesundheits-Checks“, die Unternehmen
für ihre Manager buchen. Ich halte das für einen Schritt in
die richtige Richtung, denn: Bisher haben wir in Deutschland
kein Gesundheits-, sondern ein Krankheitssystem, das nur
wenig Geld in die Prävention investiert.
PORTAL:
Zahlreiche ineffiziente Krankenhäuser sind bereits
von der Schließung bedroht. Welche Eigenschaften muss
ein Krankenhaus mitbringen, um heute wirtschaftlich ope-
rieren zu können?
LÜDER CLAUSDORFF:
Wie überall in der Wirtschaft geht es
auch hier um Kundenbindung. Da Patienten nur selten in
der Lage sind, medizinische Leistungen wirklich zu beurtei-
len, werden andere Kriterien wichtig – in folgender
Wohin steuert unser Gesundheitssystem – und mit ihm der Krankenhausbau?
Welche neuen Krankenhausmodelle sind angesichts schwindender Zuschüsse
denkbar? Lüder Clausdorff, Professor für Krankenhausbau an der Fachhochschule
Gießen/Friedberg, hat für PORTAL diese Fragen beantwortet. Sein Fazit: „Im
Krankenhausbau herrscht gegenwärtig ein riesiger Investitionsstau.“