![Show Menu](styles/mobile-menu.png)
![Page Background](./../common/page-substrates/page0004.png)
4
Der Neubau steht im wörtlichen Sinne auf der grünen
Wiese am südlichen Ortsrand von Münsingen. Der Man-
gel an städtebaulichen Bezügen bot uns die Chance, den
Entwurf maßgeblich auf die malerische Alblandschaft
auszurichten. Dahinter steht die Idee, die Landschaft als
wesentlichen Aspekt zur Förderung des Heilungsprozes-
ses zu nutzen.
PORTAL:
Das hört sich nicht gerade nach einem „klassi-
schen“ Krankenhausbau an.
GERHARD KEPPLER:
Nun, wir haben versucht, einen
Beitrag zur zeitgemäßen Krankenhausarchitektur zu leis-
ten, der das Krankenhaus nicht allein als Funktionsbau
versteht, sondern dem Menschen einen möglichst großen
individuellen Bereich zugesteht. Die „Maschine Kranken-
haus“, wie wir sie aus den 70er Jahren kennen, besteht
zwar nach wie vor, doch ist sie „human“ geworden. Funk-
tionalität kann eben nicht alles sein.
Das Ergebnis ist ein Gebäude, in dem die Anteile, je
nach Bereich, an funktionalen Zwängen und Gestaltung
variieren. Das spiegelt sich in einem Gestaltungsgefälle
innerhalb des Hauses wider, woraus, wie ich meine, eine
positive innere Spannung erwächst. Klare Räume und
Konturen strukturieren den Komplex, machen die Gebäu-
deteile und ihre Funktionen von außen erkennbar, erleich-
tern die Orientierung im Inneren und schaffen dadurch
Sicherheit im Nutzen des Gebäudes für Patienten, Per-
sonal und Besucher.
PORTAL IM GESPRÄCH
MIT GERHARD KEPPLER
PORTAL:
Herr Keppler, seit rund eineinhalb Jahren ist die
neue Albklinik Münsingen nun in Betrieb. Worin lagen für
Sie die Herausforderungen dieses Projekts?
GERHARD KEPPLER:
Der Bau eines Krankenhauses
bedeutet für jeden Planer eine Herausforderung. Denn
hier müssen äußerst strikte funktionale Anforderungen
an ein Gebäude mit einem gestalterischen Anliegen in
Einklang gebracht werden. Ziel ist es, dem zweckorien-
tierten Bau und der oft sterilen Stimmung früherer Bauten
eine behagliche, menschliche Atmosphäre zu verleihen.
Man kann sagen, dass unter dem Kosten- und Konkur-
renzdruck im Gesundheitswesen ein Wandel im Kranken-
hausbau eingesetzt hat. Für den Planer bedeutet das
unter anderem, den Betreiber der Klinik in der Werbung
um den Patienten durch geeignete Architektur zu unter-
stützen.
PORTAL:
Was Ihnen beim Klinikum in Münsingen durch-
aus gelungen ist!
GERHARD KEPPLER:
Ich denke ja. Für die Projektabwick-
lung haben sich drei in der Realisierung von Sozialbauten
erfahrene Architekturbüros zusammengefunden. Der
Planungsprozess war von Anfang an von einem offenen,
kollegialen Dialog geprägt, sodass die ursprünglich ge-
wählten Leistungsgrenzen im Planungsfortgang fließend
wurden. Das Ergebnis ist ein homogenes Ganzes, in dem
sich dennoch alle beteiligten Architekturbüros mit ihren
Stärken und Eigenheiten wiederfinden.
Die neue Albklinik Münsingen umfasst 105 Betten für die Bereiche Chirurgie, Innere
Medizin, Anästhesie und Geburtshilfe/Gynäkologie. Seit Dezember 2004 ist das
Gebäude nun fertig gestellt – und die Resonanz der Patienten und des Personals auf
ihr „Zuhause“ durchweg gut. Warum das so ist und welche Wechselwirkungen zwi-
schen Funktion, Gestalt und Heilungsprozess bestehen, erläutert im Folgenden der
Münsinger Architekt Gerhard Keppler. In knapp dreijähriger Bauzeit hat er in Zusam-
menarbeit mit Planfabrik SPS und Scholderer, Reutlingen, den Neubau realisiert.