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davon sprechen, dass das Bauen in diesem oder jenem
Land „boomt“, dann ist es meist zum Einsteigen bereits zu
spät, zumindest, wenn man es auf schnellen Erfolg und
eine hohe Rendite abgesehen hat. Denn Grundstücks-
preise, Material- und Personalkosten sind dann längst
schon gestiegen, die cleveren Investoren haben bereits
verkauft, statt zu kaufen, und sich leise verabschiedet.
Im Osten
Osteuropa scheint vielversprechend, vor allem die neuen
EU-Mitglieder. Nehmen wir als Beispiel Rumänien – wäre
das nicht ein guter Platz für eine Zweigniederlassung eines
deutschen Architekturbüros? Die Rechtsunsicherheit ist
zwar hoch, aber der Bedarf an modernem Wohnraum ge-
hobenen Standards, Bürogebäuden und Gewerbebauten
ungebrochen. Der westliche Architekt sieht sich in Buka-
rest um und bewundert prächtige Fin-de-Siècle-Bauten,
Gründerzeitvillen und elegante Wohnhäuser aus der Zeit
der Moderne, viele leider in bedauernswertem Zustand.
Er sieht Industrieruinen, riesige Brachen und halbfertige
Monumentalbauten aus der Diktatur Nicolae Ceau
ș
escus
mitten in der Stadt, die leer stehen. Hier gibt es viel zu tun!
Ganz abgesehen von der Krise – was aber bremst den
Bauboom in Bukarest?
Vonseiten der deutschen Gesellschaft für Technische Zu-
sammenarbeit GTZ hört sich die Einschätzung zu Rumänien
so an: „ .... Ungeachtet der positiven volkswirtschaftlichen
Gesamtentwicklung in den letzten Jahren besteht weiter-
hin ein erheblicher Reformbedarf. Der Zufluss ausländi-
schen Kapitals für die wirtschaftliche Entwicklung des
Landes wird durch eine schwerfällige Bürokratie, mangeln-
de Rechtssicherheit, Handelshemmnisse und eine schlep-
pende Privatisierung staatlicher Großbetriebe und Banken
verzögert.“ Das klingt allerdings so, als sollte das Bauen
eher verhindert als gefördert werden.
Tatsächlich stellen die ungeklärten Eigentumsverhältnisse
das größte Problem dar, das allen Bauwilligen in Bukarest
gleichermaßen zu schaffen macht. Nach 1949 waren alle
Gebäude Staatseigentum geworden, und nach der Wende
Anfang 1990 konnten die Bewohner ihre Mietwohnungen
sehr billig kaufen. So kommt es zu der Ausnahmesituation in
Rumänien, dass 92 % der Einheimischen Wohnungseigen-
tümer sind. Bei Bauvorhaben aller Art erheben die ver-
schiedenen Besitzer und / oder ihre Nachbarn Einspruch,
Fotos: Iain Aitchison, Bukarest
Ein typisches sozialistisches Wohnviertel im Osten Bukarests. Den Be-
wohnern wurden die Wohnungen nach der Wende zum Kauf angeboten.
SABINE SCHNEIDER
geboren 1960 in Schwäbisch Hall
1980–1986 Architekturstudium an der Akademie
der Bildenden Künste Stuttgart
1986–1990 Volontärin/Redakteurin bei der db
deutsche bauzeitung Stuttgart mit
Unterbrechungen in London
1987
The Architects' Journal, London
1988/89
Studium der Architekturgeschichte
und -theorie an der AA in London
1990–2008 Redakteurin beim baumeister in
München
seit 2008 freie Autorin in Bukarest, Rumänien