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Bukarests architektonisches Erbe im Altstadtviertel Lipscani, dessen
Prächtigkeit langsam bröckelt.
und zudem möglicherweise auch noch die Alteigentümer,
wenn noch Restitutionsansprüche auf der Immobilie lasten.
Da wird das Risiko für eine Investition zu groß. Außerdem
ist bei Bauten im Bestand Vorsicht geboten. Es könnte sein,
dass das ausgewählte Objekt zu den etwa 300 einsturzge-
fährdeten Häusern der Stadt zählt. Diese sind in einem
öffentlich einsehbaren Plan bei den Behörden mit dem be-
rüchtigten „roten Punkt“ versehen. Bukarests prächtiges
Erbe ist nicht nur durch den baulichen Verfall in Gefahr,
speziell Erdbeben, die hier durchaus eine Stärke von 7 auf
der Richterskala erreichen können, würden in kürzester Zeit
alles dem Erdboden gleichmachen.
Wenn also nicht nach Rumänien, wohin dann? Einer der
Vorteile des Lebens im Ausland ist, dass man leichter als
zu Hause Kontakte knüpft und Menschen trifft, vor allem
die eigenen Landsleute, die sich über ein Gespräch in der
Muttersprache freuen. Als ergiebige Informationsquelle
erweist sich da zum Beispiel die rührige deutsch-rumäni-
sche Handelskammer und ihre Veranstaltungen – ein wah-
rer Lichtblick im fremden Land. Beim „Baustammtisch“
werden Erfahrungen ausgetauscht und Ländernamen ge-
handelt: Die Tschechische Republik sei Rumänien etwa
fünf bis zehn Jahre voraus, Bulgarien etwa fünf Jahre hin-
terher. Doch Bulgarien – ein unsicheres Pflaster. Und die
kyrillische Schrift. Und nur sieben Millionen Einwohner.
Einer erzählt, er fliege morgen nach Tirana, um dort eine
Niederlassung zu eröffnen. Alle Köpfe drehen sich in seine
Richtung. Aha, Albanien also. Wie lange er denn bliebe?,
wird er gefragt. „So lange es dauert.“
Das Kreuz mit der Partnersuche
Wo immer es einen hinverschlägt, neben der Standortwahl
ist die Partnersuche das nächste große Fragezeichen beim
Bauen international – und eine Übung in interkultureller
Kommunikation. Dass es am Anfang ohne Partner nicht
geht, sagt einem schon der gesunde Menschenverstand,
doch wie den richtigen finden? Bei der Suche helfen die
lokalen Architektenkammern, Headhunter, oder man ver-
lässt sich auf die Empfehlungen geschätzter Geschäfts-
partner wie den Tragwerksplaner oder den Projektmana-
ger, die bereits im Land sind. Der Partner sollte nicht nur
mit möglichst allen Wassern gewaschen sein, sondern am
besten schon einmal Erfahrungen mit westlichen Vorstel-
lungen von Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit gesammelt haben
und Qualität erkennen können. Im Idealfall hat er in der
BRD studiert oder gearbeitet. Dennoch bleiben Missver-
ständnisse und Enttäuschungen nicht aus. Man lernt, dass
in anderen Kulturen ein fester Händedruck, ein tiefer Blick
ins Geschäftspartnerauge, ja selbst unterschriebene Ver-
träge noch keine Garantie für eine Abmachung, geschwei-
ge denn für einen Auftrag sind. Kommt es hart auf hart,
kann es durchaus passieren im dazu fremden Rechtssys-
tem, selbst von Anwälten im Stich gelassen zu werden.
ARCHITEKTEN AUF WANDERSCHAFT
WIE DIE BAUKRISE AUS ARCHITEKTEN INTERNATIONALE
NOMADEN MACHT